Trend in den USA Nach dem Tod ins Meer: Bestattungen im künstlichen Korallenriff sind beliebt

Ein Fisch schwimmt vor einem Korallenriff
Eternal Reefs bietet Bestattungen in Form von Korallenriffen an (Symbolbild) 
© Cristian Umili / Picture Alliance
In den USA steigt die Nachfrage nach Bestattungen am Meeresgrund. Eternal Reefs verarbeitet die Asche von Verstorbenen in Beton und legt damit künstliche Korallenriffe an. 

Die Idee hatten ein paar Studenten der University of Georgia in den späten 1980er Jahren, Mitbewohner, die oft nach Florida zum Tauchen gingen. Dort beobachteten sie den Rückgang der Korallenriffe und überlegten, was sie tun könnten. Sie kamen schließlich auf die Idee mit den Riffbällen, woraus später Eternal Reefs entstehen sollte, eine gemeinnützige Organisation mit Sitz in Florida. 

Riffbälle sind perforierte Bälle aus pH-neutralem Beton, die auf den Meeresgrund gelassen werden. Auf diese Weise entstehen künstliche Korallenriffe. Und inzwischen auch Begräbnisstätten, in dem Asche von verstorbenen Menschen und Haustieren unter den Beton der Riffbälle gemischt wird. Seit 1998 bietet Eternal Reefs seine Erinnerungsriffe an. Angehörige erhalten jeweils die GPS Koordinaten dieser Unterwassergräber.


Je nach Größe liegen die Preise umgerechnet bei Beiträgen zwischen rund 2700 Euro und 7000 Euro. Es gibt Ausführungen zwischen 250 Kilogramm und nahezu zwei Tonnen. Die Bälle werden lediglich an Stellen ins Meer gelassen, die offiziell dafür zugelassen sind. Wie der "Guardian" schreibt, seien bereits 3000 Erinnerungsriffe an 25 verschiedenen Stellen von Texas bis New Jersey entstanden. 

Am Golf von Mexiko bereiten Arbeiter im Namen von Eternal Reefs ein Korallenriff vor
Am Golf von Mexiko bereiten Arbeiter im Namen von Eternal Reefs ein Korallenriff vor
© Chris O'Meara / Picture Alliance

Und es dürften noch einige mehr folgen. Bestattungen im Korallenriff liegen im Trend. Laut dem "Guardian" sagt Eternal Reefs, dass sich die Anfragen während der Pandemie verdreifacht hätten. Vor allem von Menschen, die das Meer liebten und die Idee, dass sie mit ihrem Tod etwas zur Regeneration des Meereslebens beitragen könnten. Eternal Reefs geht davon aus, dass die künstliche Riffe für immer bestehen bleiben. Sie würden die marine Lebenswelt schützen, bewahren und verbessern.

Korallenriffen weltweit geht es schlecht. Der Klimawandel setzt ihnen zu. Auch das Great Barrier Reef vor der Nordküste Australiens, mit einer Länge von 2300 Kilometern das größte Korallenriff der Welt, ist inzwischen schwer beschädigt. "30 Prozent der Korallenriffe werden dieses Jahrhundert überleben, wenn wir die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius beschränken", zitierte die "Süddeutsche Zeitung" im vergangene Sommer Andréa Grottoli, Korallenforscherin an der Ohio State University. Schon ein halbes Grad mehr hätte dagegen zur Folge, dass 99 Prozent der riffbildenden Korallen verschwinden. Auch die Versauerung der Meere setzt den Korallenriffen zu. 

Geteilte Meinungen zu den künstlichen Korallenriffen

Murray Roberts, Professor für Meeresbiologie an University of Edinburgh, hält die künstlichen Riffe für eine gute Idee. Dem "Guardian" sagte er, dass Korallen und allerlei Tiere auf Strukturen besser besser wachsen würden. "Ich kann keinen offensichtlichen Nachteil erkennen." Auch Ken Collins, Meeresforscher an der University of Southampton, sieht keine Probleme mit dem Meeresbeton.

Allerdings sind nicht alle von dem Konzept überzeugt. Rosie Inman-Cook vom Natural Death Centre ist es nicht. Das Natural Death Centre mit Sitz im Süden Englands ist ebenfalls gemeinnützig und bietet Informationen und Beratungen rund um das Thema Bestattung an. Mit einer durchschnittlichen Freisetzung von 400 Kilogramm Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre pro Körper sei Einäscherung "ein Desaster", zitiert der "Guardian" Inman-Cook. Sie sagt, ein natürliches Begräbnis sei für die Umwelt am besten.

Hinzu kommt der Beton. Der habe einen "riesigen ökologischen Preis", wird Michael Steinke von der Essex University im zitiert. Acht Prozent der globalen Treibhausgasemissionen werden durch die Zementherstellung verursacht. Unter diesem Gesichtspunkt mag es nicht die beste Idee sein, wenn man wirklich umweltbewusst sei, so der Meeresbiologe. 

Artenschutz, Meeresfauna, Treibhausgase: Selbst über seinen Tod hinaus hat der Mensch einen Einfluss auf seine Umwelt. 

key

PRODUKTE & TIPPS