Nach dem Feuer in einem Flensburger Mehrfamilienhaus am Donnerstag mit zwei Toten dauern die Ermittlungen zur Brandursache an. Ein Kind und ein Erwachsener kamen ums Leben. Identität und Alter seien noch ungeklärt, sagte in Sprecher der Polizei Flensburg am frühen Freitagmorgen. Die genaue Zahl der Verletzten sowie die Schwere ihrer Verletzungen waren am Morgen ebenfalls noch nicht bekannt, hieß es weiter. Nach Angaben der Feuerwehr vom Donnerstag waren neun Menschen verletzt in Krankenhäuser gebracht worden.
Am späten Donnerstagabend gegen 23.25 Uhr bargen Einsatzkräfte den Leichnam der erwachsenen Person aus dem Gebäude, wie ein Sprecher der Regionalleitstelle am Freitagmorgen sagte. Dies war zunächst nicht möglich, weil Einsturzgefahr bestand. Das Gebäude wurde für die Bergung abgestützt. Wo und warum das Feuer ausbrach, stehe noch nicht fest, sagte der Polizeisprecher. Die Ermittlungsarbeit werde heute fortgesetzt.
Zu Beginn des Großeinsatzes sei die Lage relativ unübersichtlich gewesen, sagte Feuerwehr-Einsatzleiter Marco Litzkow der Deutschen Presse-Agentur. Das habe vor allem daran gelegen, dass auf den Straßen sowohl Anwohner als auch Schaulustige standen.
Zuvor hatte bereits die Polizei an die Bevölkerung appelliert, keine Videos des Feuers in sozialen Medien zu teilen. "Es sind Menschen betroffen, die natürlich trauern", sagte eine Polizeisprecherin. Ersten Erkenntnissen zufolge hätten Gaffer von dem brennenden Haus Videos gefertigt und im Internet geteilt. "Wir werden auch strafrechtliche Schritte prüfen."
Flensburgs Oberbürgermeister Fabian Geyer (parteilos) zeigte sich am Donnerstagabend in der Nähe des Brandorts erschüttert und sprach den Opfern und Angehörigen sein tiefstes Beileid aus. Zugleich verurteilte er im Internet kursierende Videos von dem Brand scharf. "Wir haben zum Teil die Bilder gesehen, die im Netz kursieren", sagte er am späten Donnerstagabend in der Nähe des Brandortes. "Man ist da ja gefangen in den Gefühlen zwischen Unverständnis, Wut, Zorn, Sprachlosigkeit, dass Menschen (...), wenn andere um ihr Leben kämpfen (...) Freude daran haben das zu filmen und ins Netz zu stellen." Das habe nichts damit zu tun, wie eine zivilisierte Gesellschaft sich zu benehmen habe. Es sei intolerabel.
Wohnhaus wegen Einsturzgefahr nicht mehr bewohnbar
Erschwert wurde die Arbeit der Feuerwehr zudem durch ein einstürzendes Treppenhaus. "Die Trupps, die zur Menschenrettung beziehungsweise Brandbekämpfung vorgegangen sind, mussten nach kurzer Zeit den Innenangriff einstellen, weil der Treppenraum eingestürzt beziehungsweise nicht mehr begehbar war", sagte Litzkow dem Schleswig-Holstein-Magazin des NDR. Zudem drohte nach Angaben der Stadt das Dachgeschoss des Gebäudes einzustürzen. Der Kampf gegen das Feuer sei deshalb nur noch über Leitern und Drehleitern möglich gewesen. Zwischenzeitlich seien 13 Rettungswagen am Einsatzort gewesen.
Laut Feuerwehr ist das Haus nach dem Feuer nicht mehr bewohnbar. Das Gebäude, in dem zuvor 43 Menschen lebten, sei nach dem Brand stark beschädigt und einsturzgefährdet. Der Schaden werde hoch sein, eine genaue Schadenshöhe könne aber noch nicht genannt werden. Die Feuerwehr sei derzeit noch vor Ort und halte Brandwache. Der Brandort sei beschlagnahmt und die Straße abgesperrt. Die Anwohner wurden am Abend betreut und es wurden Notunterkünfte für sie gesucht. Auch mehrere Notfallseelsorger waren am Brandort.
Nach Angaben von Oberbürgermeister Geyer wird Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) am Freitag an den Brandort kommen.