England Brief aus dem Jahr 1916 kommt mehr als 100 Jahre zu spät an

Briefkasten in England
Briefkasten in England
© MarioGuti / Getty Images
Die Entfernung betrug nicht einmal 200 Kilometer, ein Brief in England brauchte dennoch mehr als ein Jahrhundert, um ans Ziel zu gelangen. Warum das so war, bleibt unklar.

Als er den Poststempel sah, wunderte sich Finlay Glen, warum dieser Brief so lange gebraucht hatte. "6. Februar 16" stand darauf. Anscheinend wurde der Briefumschlag aus der englischen Stadt Bath an Glens Adresse in London abgeschickt. Es stand allerdings ein falscher Name darauf. Der 27-Jährige dachte zunächst, der Brief sei seit dem Jahr 2016 unterwegs gewesen und an den falschen Empfänger gesandt worden.

Noch größer war sein Erstaunen allerdings, als er feststellte, dass mit dem Datum des Poststempels mitnichten 2016 gemeint war – sondern 1916. Der Brief wurde also nicht nur ein paar Jahre zu spät ausgeliefert, sondern mehr als ein Jahrhundert. Er sei davon "ziemlich überrascht und verwirrt" gewesen, erzählte der Engländer der BBC. Der Brief traf schon 2021 bei ihm ein, doch erst jetzt ging er damit an die Öffentlichkeit.

Brief war an "Tante Katie" gerichtet

Der Brief war zwar nicht an ihn adressiert, trotzdem öffnete Glen ihn – obwohl das gesetzlich streng genommen nicht erlaubt ist. Er habe das Gefühl gehabt, dass das "in Ordnung" gewesen sei, so der Theater-Regisseur aus London: "Wenn ich damit eine Straftat begangen habe, bitte ich um Entschuldigung." Es dürfte allerdings ziemlich unwahrscheinlich sein, dass die ursprüngliche Empfängerin noch lebt.

Denn dabei handelte es sich um eine gewisse "Tante Katie", so lautet die Anrede in dem Schreiben. Sie war die Ehefrau des Londoner Briefmarkenhändlers Oswald Marsh, der offenbar vor mehr als hundert Jahren an Glens Adresse im Londoner Stadtteil Crystal Palace lebte. Absenderin war Christabel Mennell, Tochter eines Tee-Unternehmers und Freundin der Familie, die den Brief aus dem Urlaub in Bath schickte. Darin berichtet sie, dass sie sich "mit einer sehr schweren Erkältung elend" fühle. 

Paketlieferant fängt an zu weinen, als er den Weihnachtsbrief seines Sohnes liest.
© Wochit (Bildquelle) / AFP
Paketlieferant fängt an zu weinen, als er den Weihnachtsbrief seines Sohnes liest

Finlay Glen bietet an, den Erben der eigentlichen Empfängerin den Brief auszuhändigen, wenn sie sich melden. Warum die Zustellung so lange gedauert hat, konnte bisher nicht geklärt werden. "Vorfälle wie dieser passieren sehr selten, und wir sind uns nicht sicher, was in diesem Fall passiert ist. Wir wissen zu schätzen, dass die Menschen von der Geschichte dieses Briefes aus dem Jahr 1916 fasziniert sind, aber wir haben keine weiteren Informationen darüber, was passiert sein könnte“, erklärte die Royal Mail.

Quellen:  "South London Press" / BBC

epp

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