Erdbeben in Indonesien "Sie starben in meinen Armen"

Die Zahl der Opfer des schweren Erdbebens auf Sumatra steigt von Stunde zu Stunde. Aber noch haben die Helfer Hoffnung, Überlebende zu finden. Besonders viel Glück hatte der 12-jährige Idris.

Idris und seine 14 Klassenkameraden hatte gerade Englischunterricht als in Padang erneut die Erde bebte. "Wir wurden durchgeschüttelt wie ein Drache im Wind. Ich hatte Angst." Der 12-jährige Junge wurde von seinen Freunden getrennt, als sie aus der Gamma-Schule rannten, dabei habe er eine Sandale verloren, sagt der Junge dem Kinderhilfswerk "World Vision". Doch sie hatten Glück, denn ihr Klassenraum war im ersten Stock.

Ob einer seiner Freunde durch die Katastrophe ums Leben gekommen ist, weiß Idris nicht. "Aber ich habe gehört, dass noch eine Reihe von Kindern vermisst wird", sagt der 12-Jährige. Nach Angaben von World Vision sollen sich in der Schule rund 40 bis 50 Schüler unter den Trümmern befinden. "Die meisten von ihnen waren offenbar gerade im Treppenhaus, als das Gebäude zusammenstürzte", berichtet ein Journalist, der in der Unglücksregion unterwegs ist. Insgesamt gehen 240 Kinder auf die Schule.

Hier können Sie spenden

"World Vision":
Postbank Frankfurt Kto-Nr.: 8800
BLZ: 500 100 60
Ev. Kreditgenossenschaft Kto-Nr.: 4000781
BLZ: 520 604 10
Stichwort: "Erdbeben Indonesien"

Kindernothilfe
Spendenkonto: 45 45 40
BLZ: 350 601 90
Bank: KD-Bank eG
Stichwort: Z57362, Erdbeben Sumatra

Deutsches Rotes Kreuz
Spendenkonto: 41 41 41
BLZ: 370 205 00
Bank für Sozialwirtschaft

Aktion Deutschland hilft
Spendenkonto: 10 20 30
BLZ: 370 20 500
Bank für Sozialwirtschaft
Stichwort: "Katastrophen Südostasien"

Die indonesische Hafenstadt Padang ist besonders schlimm von dem Erdbeben betroffen. Rund 70 Prozent aller Gebäude seien zerstört worden, schätzen die Helfer vor Ort. Über die Zahl der Toten gehen die Angaben auseinander. Bis zu 1000 Menschen könnten ums Leben gekommen sein. Im Stadtzentrum sind einige große Einkaufszentren, Bürogebäude und Hotels teilweise völlig zusammengestürzt. Darunter das fünfstöckige Ambacang-Hotel, unter dem noch Dutzende Menschen befürchtet werden. Krankenhäuser und Schulen wurden ebenfalls zum Teil schwer beschädigt. World Vision-Mitarbeiter berichten, dass das öffentliche Leben weitgehend lahmgelegt sei. Die Stromnetze funktionierten nur teilweise, zudem mangele es an sauberem Trinkwasser, Benzin sowie Zelten und Decken. Auch Kochutensilien und Hygieneartikel werden dringend benötigt.

19 Leichen konnte Robi allein bergen

Der 24-jährige Robi lebt in der Katastrophenregion Alang Lawes. Zusammen mit anderen Anwohnern hat er dabei geholfen, kurz nach dem Erdbeben Schulen und Kindergärten zu evakuieren. Bis spät in die Nacht hat er gearbeitet, 19 Leichen konnte allein er bergen, fünf Menschen starben in seinen Armen. "Einige fragten sogar noch nach Wasser und etwas zu essen bevor es zu Ende ging", sagt der Helfer traurig. "Unter den Geretteten waren nur wenige Kinder", so Robi, doch dann sei die Situation zu gefährlich geworden, die Gebäude drohten einzustürzen.

Die Katastrophenhelfer versuchen nun, so genannte "child friendly spaces" also Kinderbetreuungszentren einzurichten. "Nach solch einer Katastrophe leiden die Kinder unter schweren traumatischen Störungen", sagt Silvia Holten von World Vision Deutschland. "Dort können die Kleinen erstmals zur Ruhe kommen, von ihren Erlebnissen erzählen oder einfach nur spielen. Außerdem können sie dort den Schulunterricht fortsetzen."

Bis 600.000 Menschen betroffen

Nach zwei schweren Erdbeben in kurzer Folge, von denen rund 600.000 Menschen direkt oder indirekt betroffen sind, flüchten die Menschen in Scharen aus der Region. "Am Flughafen waren unglaublich viele Menschen, die versucht haben, Flugtickets und Visa zu bekommen, um die Gegend zu verlassen. Auch die Tankstellen sind überfüllt, aber es gibt nicht genug Benzin", sagt Silvia Holten.

Doch es gibt auch gute Nachrichten aus dem Katastrophengebiet: Mehr als 40 Stunden nach dem verheerenden Erdbeben haben Rettungskräfte eine junge Frau lebend geborgen. Die 19-Jährige wurde unter den Trümmern ihrer Sprachschule gefunden. Ihr gehe es gut, sagte eine Krankenschwester. Stunden später konnte auch noch eine Lehrerin gerettet werden, die bis auf Quetschungen an Beinen und Fingern unverletzt sei. "Gott sei Dank! Das ist ein Wunder", sagte Schulleiterin Teresia Lianawaty. Die erfolgreiche Rettung schürt die Hoffnung, dass in einem Wettlauf gegen die Zeit noch weitere Verschüttete lebend geborgen werden können.

nik mit Agenturen

PRODUKTE & TIPPS