Ein Forschungsschiff der Umweltorganisation Greenpeace hat mit eigenen Schadstoff-Messungen nahe der leckgeschlagenen Nordsee-Gasplattform Elgin begonnen. "Wir sind vor Ort, haben bereits erste Luftproben genommen und entnehmen nun Wasserproben", teilte Greenpeace-Logistiker Michael Meyer am Montag per Satellitentelefon von Bord der "Königin Juliana" mit. Nach seinen Angaben liegt das Schiff an der Grenze der Zwei-Seemeilen-Sperrzone (rund 3,7 Kilometer) rund um die Plattform. Die Greenpeace-Experten wollten dort bis zum Nachmittag bleiben.
Die Plattform Elgin rund 240 Kilometer vor der schottischen Küstenstadt Aberdeen war nach der Entdeckung des Lecks vor mehr als einer Woche evakuiert worden. Am Wochenende erlosch eine zum Abbrennen von Gasresten genutzte Flamme, die unmittelbare Gefahr einer Explosion war damit gebannt. Doch nach wie vor strömen große Mengen Gas aus. Der französische Energiekonzern Total versichert, das Leck stelle keine größere Gefahr für die Umwelt dar.
Greenpeace will Total-Angaben kontrollieren
Greenpeace will dies nun selbst überprüfen. Die Organisation schickte die "Königin Juliana" von Cuxhaven aus zu der Plattform, um die Verschmutzung von Luft, Wasser und Meeresboden zu bestimmen. Eine Infrarotkamera soll außerdem versuchen, die Austrittsstelle des klimaschädlichen Methan-Gases zu ermitteln, um die Angaben von Total zu prüfen. "Wir sind hier, weil Ölkonzerne bei Unfällen oftmals Informationen zurückhalten", erklärte der Meeresexperte der Organisation, Christian Bussau. "Wir wollen uns daher selbst vor Ort ein Bild von den Umweltschäden machen".
Ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP an Bord der "Königin Juliana" berichtete von einem leichten Gasgeruch in der Luft. Auf der Wasseroberfläche sei zudem ein deutlicher Ölfilm zu sehen.
Vertreter von Total treffen am Montag Experten der zuständigen britischen Sicherheitsbehörde, um über das weitere Vorgehen zu beraten. Sollte die Behörde grünes Licht geben, wollen Experten zunächst mit einem Hubschrauber zur Plattform fliegen, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Total plant nach eigenen Angaben zwei Entlastungsbohrungen zur Verminderung des Drucks, gleichzeitig will der Konzern schweren Schlamm in das Bohrloch pumpen, um den Gasaustritt zu stoppen. Laut dem französischen Konzern kann die Schließung des Lecks ein halbes Jahr dauern.