Hurrikan "Frances" fegt durch Florida

Ganz Florida duckt sich vor dem Ansturm des Hurrikans "Frances". Mit 170 Kilometern in der Stunde tobt der Wirbelsturm über den Küstenstrich bei Stuart hinweg.

Zwei Millionen Haushalte sind in der Sturmnacht ohne Strom. Betroffen sind ganze Ortschaften wie Vero Beach, 50 Kilometer nördlich von Stuart. Wer dem an 2,8 Millionen Menschen gerichteten Aufruf zur Evakuierung nicht folgen wollte, zieht sich ins Badezimmer zurück oder trifft sich in der Lobby von Hotels. 70.000 Einwohner harren in Notunterkünften aus. Draußen ist der prasselnde Regen zu hören, das Röhren des Sturms, der Häuser abdeckt und Bäume entwurzelt.

"Das ist einfach gespenstisch"

In Melbourne, 105 Kilometer nördlich von Stuart, hat Restaurant-Besitzerin Darlene Munson ihre Familie um sich geschart. "So etwas habe ich noch nie gesehen", sagt sie mit einem Schaudern in der Stimme. In ein Hotel in Palm Bay hat sich die 64-jährige Vonda Gould zurückgezogen. "In dieser Nacht werde ich kein Auge zutun", sagt die Einwohnerin von Melbourne. "Man weiß ja nicht, wann irgendwas durchs Fenster geflogen kommt. Das ist einfach gespenstisch."

Aus dem Nationalen Hurrikan-Zentrum in Miami gibt es keine guten Nachrichten: "Es wird noch schlimmer kommen", sagt sein Leiter Max Mayfield. Ungewöhnlich sind die gewaltigen Ausmaße des Sturmwirbels: Selbst 137 Kilometer von seinem Auge entfernt erreicht "Francis" noch Hurrikan-Stärke.

Hurrikan-Nacht zwischen Angst und Romantik

Im Bezirk Martin, in dem auch Stuart liegt, müssen 630 Menschen von einer Schule in eine andere Notunterkunft ausweichen. Das Dach der Schule wurde teilweise abgerissen, 16 Räume werden überflutet.

Mary Beth und Jack Stiglin sitzen in ihrem Hotelzimmer in Fort Pierce. Sie haben sich dort in Sicherheit gebracht, weil es daheim auf ihrer Insel Hutchinson zu gefährlich war. Bei Kerzenlicht essen sie Schinken und Käse. "Es ist ein bisschen romantisch", sagt Mary Beth Stiglin. "Ich habe die Rosen aus unserem Garten mitgebracht, weil sie sonst nur weggefegt worden wären."

Urlaubsverlängerung auf Kreuzfahrtschiffen

Weil "Frances" sich auf dem Weg nach Florida so viel Zeit ließ, kehrten einige Einwohner schon am Samstag wieder in ihre Häuser zurück. Auch Deborah Nicholas verließ ihre Notunterkunft in Fort Pierce, um in ihrem Haus nach dem Rechten zu schauen und zu duschen. Als das Licht zu flackern begann und draußen ein Baum umstürzte, kehrte sie aber schnell wieder in das Gymnasium zurück, auch wenn sie dort nur einen Stuhl zum Sitzen hat.

Eine unfreiwillige Urlaubsverlängerung bescherte "Frances" rund 10.000 Passagieren von neun Kreuzfahrtschiffen. Die Karibikfahrer konnten wegen des Wirbelsturms nicht rechtzeitig in ihre Häfen zurückkehren.

Tim Reynolds, AP

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