1991 gelang dem Forscher Trilok Nath Pandit etwas Einmaliges: Er konnte mit Kollegen einen kurzen Kontakt zu den Bewohnern von North Sentinel Island aufbauen. Das Volk lebt abgeschieden auf einer 60 Quadratkilometer großen Insel im Indischen Ozean. Fremde heißt der Stamm eigentlich nicht willkommen. So starb vor knapp zwei Wochen der junge Amerikaner John Chau, als er versuchte, Kontakt mit ihnen herzustellen. Seine Leiche liegt nun vergraben am Strand.
Sentinelesen wahren Sicherheitsabstand
Doch Anfang der Neunziger konnte der Anthropologe mit ein paar Kollegen die Inselbewohner besuchen. Damals wateten einige von ihnen - allesamt nackt, manche mit Kopfschmuck oder gelber Farbe im Gesicht - ins flache Wasser hinaus, um die mitgebrachten Kokosnüsse persönlich entgegenzunehmen. Warum sie das auf einmal taten, weiß Pandit nicht. Ein Junge mit einem Messer habe ihm aber bedeutet, er solle sich dem Strand besser nicht weiter nähern.
Auf Twitter sind nun Fotos aufgetaucht, die zeigen wie Pandit den Bewohnern Früchte reicht. Die nehmen die Geschenke an. Aber sie bleiben doch zu den Fremden zwei Armlängen auf Abstand.
Damals entstanden auch Video-Aufnahmen, die auf Youtube gelangt sind. Die Forscher näheren sich mit einem Schiff dem Strand. Im Waldrand am Ufer verstecken sich die Bewohner. Sie wagen sich erst heraus, als die Crew Kokosnüsse ins seichte Wasser wirft.
Die Sentinelesen kamen Experten zufolge wahrscheinlich vor etwa 50.000 Jahren aus Afrika auf die Insel im Indischen Ozean. Sie führen noch heute ein ursprüngliches Leben als Jäger und Sammler. Ihre Zahl wird auf weniger als 100 geschätzt. Kaum mehr ist über sie bekannt, da sie Fremden immer unmissverständlich zu verstehen gegeben haben, dass sie in Ruhe gelassen werden wollen. Die indische Regierung untersagt seit Mitte der Neunziger Jahre den Zugang.
Forscher hält Inselbewohner für friedliebend
Trilok Nath Pandit gilt mit seinen 84 Jahren noch immer als gefragter Experte, wenn es um das Inselvolk auf North Sentinel Island geht. Schon 1967 führte er eine erste Expedition dahin. Es folgten viele weitere, bei denen er zusammen mit anderen Forschern Geschenke wie Kokosnüsse, Metallgegenstände und lebende Schweine am Strand hinterlegte und aus sicherer Entfernung im Wasser die Reaktionen der Sentinelesen beobachtete. Immer verhielten sie sich feindselig.
"Wir verstehen ihre Sprache nicht, aber es war nicht schwer, zu verstehen, dass sie uns nicht auf ihrer Insel haben wollten", erzählt Pandit. Im Sender BBC verteidigte er allerdings den Stamm. Die Mitglieder seien nicht offen aggressiv, eigentlich eher friedliebend. "Wir sollten ihren Wunsch nach Isolation respektieren", sagte er.
Den Tod des jungen Amerikaners bedauert er sehr. Seine Starrköpfigkeit, zweimal die Insel zu besuchen, habe ihn das Leben gekostet, so Pandit. "Er hat sie provoziert, nachdem sie deutlich gemacht hatten, dass er nicht willkommen war", sagt der heute 84-Jährige.
