89 Tage lang blieb das Schicksal von Ryan Borgwardt unklar. Der 45-jährige US-Amerikaner war nach einer Kajaktour im vergangenen August verschwunden, die Suche nach ihm blieb erfolglos. Alle gingen davon aus, dass Borgwardt ertrunken war, doch eine Leiche wurde nie gefunden. Stattdessen mehrten sich die Hinweise, dass er seinen Tod nur vorgetäuscht und sich ins Ausland abgesetzt habe.
Im November – fast drei Monate nach seinem Verschwinden – bestätigte die Polizei dann, dass Borgwardt noch am Leben sei. Der vermeintliche Tote meldete sich mit einem Video aus Osteuropa, kehrte in die USA zurück und stellte sich den Ermittlungsbehörden. Er wurde im Bundesstaat Wisconsin wegen Behinderung von Ermittlungen angeklagt und nun zu einer Gefängnisstrafe verurteilt.
89 Tage Haft für verschwundenen Ryan Borgwardt
Borgwardt muss genauso lange in Haft, wie er verschwunden war: 89 Tage. Das Urteil ist eine kleine Überraschung, da sich Verteidiger und Staatsanwaltschaft eigentlich auf einen Deal geeinigt hatten. Borgwardt leugnete die Tat nicht mehr und verpflichtete sich dazu, die Kosten in Höhe von 30.000 US-Dollar, die durch die Suche nach ihm angefallen waren, zu übernehmen. Im Gegenzug forderte die Staatsanwaltschaft lediglich 45 Tage Haft.
Der Richter hielt sich jedoch nicht daran und verhängte eine fast doppelt so hohe Strafe. "Er hat die Ermittlungsbehörden insgesamt 89 Tage lang behindert", begründete er seine Entscheidung. Das Urteil solle zur Abschreckung dienen, seinen eigenen Tod vorzutäuschen oder die Behörden hinters Licht zu führen, erklärte er.
Flucht nach Osteuropa
58 Tage hatte die Suche nach Borgwardt bzw. seiner Leiche angedauert. Die Behörden wurden allerdings auch darauf aufmerksam, dass der Familienvater die Grenze zu Kanada passiert hatte. Außerdem hatte sich Borgwardt seine Lebensversicherung in Höhe von 375.000 US-Dollar auszahlen lassen und das Geld auf ein Konto im Ausland überwiesen. Seine E-Mail-Adresse hatte er geändert, den Browserverlauf seines Laptops gelöscht – und der 45-Jährige stand in Kontakt mit einer mysteriösen Frau in Usbekistan.
Nach seinem Verschwinden flog er über Paris nach Georgien, wo er sich mit einer Frau traf. Nachdem die Polizei ihn per Mail aufgefordert hatte, in die USA zurückzukehren, meldete sich Borgwardt selbst mit einem Video. Als Motiv für die Scharade gab er "persönliche Gründe" an. Seine Frau ließ sich vier Monate nach seiner Rückkehr von ihm scheiden. Borgwardt selbst sagte vor Gericht: "Ich bereue meine Handlungen und den Schmerz, den ich meiner Familie zugefügt habe, zutiefst."
Quellen: CNN, "New York Times"