Diese Immobilie ist eher etwas für Furchtlose: In Schottland sollen die Überreste des Dorfes Old Lawers am Ufer des Sees Loch Tay verkauft werden. Wer die zerstörte Siedlung aus dem 17. Jahrhundert einschließlich umliegendem Gelände sein Eigen nennen möchte, muss 125.000 Pfund, das sind umgerechnet rund 145.000 Euro, dafür berappen – und damit rechnen, dass er von Zeit zu Zeit von einer längst verstorbenen Frau heimgesucht wird.
Der Legende nach haust in dem Gebiet am Fuße der schottischen Highlands nämlich der Geist einer erfolgreichen Seherin. Die Dame mit dem Titel Lady of Lawers war gegen Ende des 17. Jahrhunderts die letzte Bewohnerin des House of Lawers, dessen Ruinen noch heute zu sehen sind, ebenso wie die der 1669 erbauten Old Lawers Church, einer Mühle, und eines Brennofens.
Lady of Lawers soll Züge und Dampfschiffe vorhergesagt haben
Die Lady of Lawers ist für verschiedene Prophezeiungen in Erinnerung geblieben, von denen sich einige bewahrheitet zu haben scheinen, schreibt die Goldcrest Land & Forestry Group, die Lawers feilbietet, in ihrer Verkaufsbroschüre. So soll die Seherin von "Feuerkutschen" gesprochen haben, die den Drumochter-Pass im zentralen schottischen Hochland überqueren würden, und damit das Kommen der Eisenbahn vorhergesagt haben, die dort tatsächlich heutzutage verkehrt.
Auch den Bau von Dampfschiffen ahnte die Lady womöglich voraus: "Ein Schiff, das vom Rauch getrieben wird, wird im Loch Tay mit großem Verlust an Leben sinken", prognostizierte sie der Legende zufolge schon vor mehr als 350 Jahren.
Am nördlichen Ende der Old Lawers Church soll die Lady zudem eine Esche gepflanzt und gesagt haben, dass die Kirche fallen werde, wenn der Baum bis zur Höhe des kleinen Kirchturms wachse. Tatsächlich wurde die Kirche, als es so weit war, bei einem Gewitter so stark beschädigt, dass sie nie wieder benutzt wurde.
Und auch mit dem Rest des Dorfes ging es bergab. Als im 17. Jahrhundert wegen der aufkommenden Schafzucht in den Highlands Landpächter vertrieben wurden, mussten auch viele Bewohner von Old Lawers ihre Heimat verlassen – eine Entwicklung, die die Seherin ebenfalls angekündigt haben soll: "Der Schädel des Schafes wird den Pflug nutzlos machen", soll sie vorhergesagt haben.
Und so lebten laut einer Volkszählung von 1841 zu der Zeit nur noch 17 Menschen in dem Dorf, wie Goldcrest berichtet. Im Jahr 1891 waren es nur noch sieben und 1926 wurde Lawers schließlich ganz aufgegeben. Eine Siedlung gleichen Namens liegt nun an der Hauptstraße.

Das Gebiet von Old Lawers umfasst eine mehr als drei Hektar große Fläche Land und ist "ein gut erhaltenes Beispiel einer verlassenen Siedlung", wie die Denkmalschutzbehörde Historic Environment Scotland es nennt. Und wer sich von der spukenden Lady nicht abschrecken lässt, bekommt noch ein paar schöne Extras obendrauf: Laut dem Angebot von Goldcrest gehören zu dem Gelände "in malerischer Lage" auch ein Privatstrand, Fischereirechte sowie eine Grasfläche "mit potenzieller Planungsmöglichkeit".
Quellen: Goldcrest Land & Forestry Group, DPA