Ausschließlich an jüdische Gäste gerichtete Aushänge in einem Hotel in der Schweiz haben eine Debatte über Antisemitismus ausgelöst. Wie Schweizer Medien berichten, forderte das Hotel "Aparthaus Paradies" im Urlaubsort Arosa in den Schweizer Alpen seine Kunden jüdischen Glaubens auf, sich vor und nach der Benutzung des hauseigenen Schwimmbads zu duschen. Für den Fall der Nichtbeachtung wurde der Ausschluss vom Schwimmbadbesuch angekündigt.
In einem weiteren Aushang am Gefrierschrank des Hotels hieß es, die jüdischen Nutzer dürften ihr koscheres Essen dort nur zu bestimmten Uhrzeiten einfrieren, um das Personal nicht ständig zu stören. In beiden in englischer Sprache verfassten Aushängen wurde um das Verständnis der jüdischen Gäste gebeten.
Viele jüdische Gäste besuchen das Hotel
Juden, insbesondere solche ultraorthodoxen Glaubens, sind seit Jahren Gäste in dem Aparthotel. Sie kommen unter anderem aus Großbritannien, den USA und Israel. Die Hausmeisterin der Anlage wehrte sich in einem Interview gegen den Vorwurf des Antisemitismus. Der Schweizer Boulevardzeitung "Blick" sagte sie, ihr sei aufgefallen, dass sich einige der sehr zahlreichen jüdischen Gäste vor dem Schwimmen nicht duschten.
Die Besitzer des Apartmenthauses hätten ihr daraufhin den Auftrag erteilt, dagegen etwas zu unternehmen. Sie habe dann "etwas naiv" das mittlerweile wieder entfernte Plakat geschrieben. Es wäre wohl besser gewesen, sie hätte die Aufforderung an alle Hotelgäste gerichtet, fügte sie hinzu.
Auch in Israel schlägt der Schweizer Fall wellen
Der Fall wurde öffentlich, nachdem Fotografien der Aushänge in den sozialen Medien auftauchten. Viele Menschen fühlten sich an die Massenvernichtung der Juden durch die Nazis in den Konzentrationslagern während des Zweiten Weltkriegs erinnert: Die Juden wurden vermeintlich zum Duschen geschickt, doch den angeblichen Brausen entströmte tödliches Gas.
In Israel berichteten die Medien ebenfalls ausführlich über den Fall aus der Schweiz. Die stellvertretende Außenministerin Tzipi Hotovely sprach von einem "antisemitischen Akt übelster Art" und verlangte eine offizielle Entschuldigung.
Das Außenministerium in Bern erklärte, es habe dem israelischen Botschafter erneut versichert, dass die Schweiz Rassismus, Antisemitismus und jegliche Diskriminierung verurteile.
