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Taifun "Washi" Rotes Kreuz befürchtet über 1000 Todesopfer

Mehr als 650 Leichen wurden schon geborgen, die Zahl der Vermissten ist hoch. Das Reute Kreuz befürchtet inzwischen, dass dem Tropensturm "Washi" auf der Philippinen-Insel Mindanao mehr als 1000 Menschen zum Opfer fielen. Überlebende berichten von der Katastrophe.

Der Schock lässt Wensito Pulusans Stimme zittern. Der 49-jährige Fahrer steht in der Stadt Cagayan de Oro im Süden der Philippinen; dort, wo früher sein Haus stand. Es ist von den Sturzfluten, die Tropensturm "Washi" in der Nacht zu Samstag auslöste, fortgeschwemmt worden. "Es ist Brachland, hier steht nichts mehr", sagte Pulusan der Nachrichtenagentur DPA am Telefon. "Die Fluten haben alles, aber auch alles fortgerissen. Selbst große Muldenkipper schwammen in den Fluten."

Der Familienvater konnte sich mit seiner Frau und seiner 20-jährigen Tochter zum Haus seines Bruders retten und aufs Dach klettern. Der ganze Dachstuhl wurde nach seinen Angaben abgerissen und bis an den nahe gelegenen Strand gespült. "Der Herrgott hat uns überleben lassen", sagte er. Viele seiner Nachbarn seien tot, aufgebahrt in einer Schule. Statt der Siedlung sei weit und breit nur noch Schlamm und Matsch zu sehen, Schutt von zusammengebrochenen Häusern, umgestürzte Bäume und völlig verbeulte Autos.

Wasser rauschte meterhoch durch Ortschaften

Rovmel Trinidad aus der ebenfalls schwer getroffenen Stadt Iligan berichtete im Rundfunk, er wurde mit seiner Mutter am Samstag in der Frühmesse von den Wassermassen überrascht. "Es hatte aufgehört zu regnen, deshalb dachten wir, die Lage ist ok", sagte er. Dann sei das Wasser plötzlich in die Straßen gerauscht und rasant angestiegen. "Wir standen plötzlich bis zur Brust im Wasser, und es stieg immer weiter", erzählte Trinidad.

Viele Bewohner harrten zu lange in ihren Häusern aus, weil sie nach eigenen Angaben nicht richtig gewarnt worden waren, berichtete der Zeitung "Inquirer". Dazu gehörte die Familie Cabillo in der Ortschaft Tambo. Als das Wasser kam und durch das Haus rauschte, war es zu spät. Vater Bryan Cabillo sagte der Zeitung, seine Frau und drei Kinder seien von den Fluten fortgerissen worden. Er habe versucht, sie zu retten, aber gegen die starke Strömung des Wassers keine Chance gehabt.

Viele betroffene Gebiete noch unerreichbar

Nach denen, die mehr Glück hatten, wird auch einen Tag nach der verheerenden Katastrophe weiter mit großer Konzentration gesucht. Für viele kommt aber jede Hilfe schon zu spät. Das Rote Kreuz teilte auf seiner Facebook-Seite mit, bis Sonntagnachmittag (Ortszeit) seien 652 Leichen geborgen worden. Die Zahl der Opfer könne auf mehr als 1000 steigen, sagte Rotkreuzchef Richard Gordon.

"In viele der betroffenen Gebiete sind die Helfer noch gar nicht vorgedrungen", sagte Gordon im Fernsehen. Erdrutsche und entwurzelte Bäume haben die Straßen teils unpassierbar gemacht. Rund 500 Menschen werden nach offiziellen Angaben vermisst. Aber im Chaos nach der Katastrophe ist unklar, ob Vermisste unter den Toten sind oder ob sie aus der Region flüchteten.

Das Unglück kam im Schlaf

Tropensturm "Washi" war in der Nacht zu Samstag mit verheerenden Regenfällen über die Insel Mindanao hereingebrochen. Innerhalb von Minuten schwollen die Flüsse an und traten über die Ufer. In den beiden Küstenstädten Cagayan de Oro und Iligan stürzte das Wasser meterhoch durch die Straßen. Unzählige Häuser wurden umgerissen. Die meisten Opfer schliefen, als das Unglück passierte.

dho/DPA DPA

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