Aus Furcht vor weiteren Anschlägen hat die Londoner Polizei nach Medieninformationen an diesem Montag noch mehr Scharfschützen in Zivil auf die Straße geschickt. Scotland Yard habe große Sorge, dass die vier flüchtigen Bombenleger vom vergangenen Donnerstag erneut zuschlagen könnten, bevor ihr Sprengstoff alt werde. Aus diesen Gründen herrsche höchste Alarmbereitschaft, berichteten die "Times" und andere britische Zeitungen.
Gab es einen fünften Attentäter?
Die Polizei halte es außerdem für möglich, dass am Donnerstag insgesamt fünf Selbstmordattentäter zuschlagen wollten. In einem Gebüsch in einem Londoner Park habe die Polizei eine fünfte Bombe gefunden, deren Sprengstoff mit dem der vier anderen Bomben übereinstimme. Möglicherweise habe ein fünfter Terrorist einen weiteren Anschlag geplant, dann aber nicht ausgeführt, berichteten die Zeitungen.
Zwar wurden drei Verdächtige festgenommen, doch nach Informationen der britischen Medien handelt es sich dabei nicht um die Täter. Allenfalls stammten sie aus dem Umfeld der Terroristen, berichteten die BBC und die britische Nachrichtenagentur PA unter Berufung auf Polizeiquellen.
Rennen gegen die Zeit
Die Polizei habe keine Hinweise darauf, dass die Terroristen das Land verlassen hätten. Es sei nicht auszuschließen, dass sie bei Komplizen untergetaucht seien und neue Anschläge vorbereiteten. Scotland-Yard-Chef Ian Blair hatte am Sonntag von einem "Rennen gegen die Zeit" gesprochen. Experten der Polizei untersuchten am Montag ein vorsorglich gesprengtes Paket, das in einem Busch in Nordlondon gefunden worden war. Möglicherweise handele es sich um eine Bombe, die ein fünfter Attentäter am Donnerstag weggeworfen habe, hieß es in den Medien.
Schlag für Tony Blair
Nach einer am Montag veröffentlichten Umfrage im Auftrag der Zeitung "Daily Mirror" glauben 85 Prozent der Briten, dass die Beteiligung ihres Landes am Irakkrieg eine der Ursachen für die Terroranschläge ist. Dies sei ein Schlag für Premierminister Tony Blair, kommentierte die Zeitung. Blair betont stets, dass beides nichts miteinander zu tun habe.
Führende muslimische Geistliche verurteilten die Anschläge bei einer internationalen Konferenz in London. Auch der umstrittene Professor Tariq Ramadan aus Genf sagte: "Wir dürfen nicht vergessen, dass das Töten von Unschuldigen niemals gerechtfertigt ist."
Untersuchung zu irrtümlicher Erschießung
Gleichzeitig soll an diesem Montag eine Untersuchung zu der irrtümlichen Erschießung des Brasilianers Jean Charles de Menezes durch Polizisten beginnen. Der britische Außenminister Jack Straw will sich bei einem Treffen mit dem brasilianischen Außenminister Celso Amorim in London persönlich entschuldigen. Der französische Premierminister Dominique de Villepin wird mit Premierminister Tony Blair über die Terrorbekämpfung sprechen.