Am vergangenen Wochenende forderten Tornados in Kentucky und weiteren US-Bundesstaaten Dutzende Todesopfer und richteten schwere Zerstörungen an. Viele Menschen verloren alles bei den Stürmen, auch wichtige Erinnerungsstücke wie Fotografien, Glückwunschkarten oder Bibeln. Doch manche dieser Gegenstände sind mittlerweile wieder aufgetaucht – einige davon in einer Entfernung von mehr als 200 Kilometern.
Facebookgruppe hilft Tornado-Opfern
Michaela Copeland gehört zu denjenigen, die vermisste Bilder zurückbekommen haben, wie die BBC berichtet. Sie hatte ihre Hochzeitsfotos im Haus ihrer Schwiegereltern in Mayfield aufbewahrt, einer der am stärksten von der Katastrophe betroffenen Städte. Das Haus sei erheblich beschädigt worden und neben vielen anderen Dingen seien auch die Hochzeitsfotos verschwunden, erzählte Copeland dem britischen Sender. "Die Fotos bedeuten mir sehr viel, denn sie zeigen einen der schönsten Tage meines Lebens."
Einige Tage nach der Katastrophe wurde Copeland in mehreren Facebook-Kommentaren von Leuten erwähnt, die die Bilder in der Gruppe Quad State Tornado Found Items (Quad-State-Tornado-Fundstücke) entdeckt hatten. Der Ausdruck Quad State steht für die von den Stürmen betroffenen Bundesstaaten Arkansas, Missouri, Tennessee und Kentucky und die Facebookgruppe wurde gegründet, um Geschädigte mit vermissten Gegenständen wieder zusammenbringen. Erst durch die Kommentare habe Copeland erfahren, dass ihre Fotos an drei verschiedenen Orten gefunden worden waren – eines sogar in Breckinridge County, etwa 225 Kilometer von Mayfield entfernt.
"Als ich es herausfand und auf jedem gefundenen Foto markiert wurde, lief es mir kalt den Rücken hinunter und ich dachte, wie bizarr das ist. Eines zu finden ist eine Sache, aber drei zu finden ist verrückt", sagte Copeland der BBC.
Gepostet hatte das Hochzeitsbild dem Bericht zufolge Pamela Compton aus Breckinridge County, nachdem ihr Ehemann es auf ihrer Farm gefunden hatte. "Mein Mann war mit dem Geländewagen unterwegs, um sich zu vergewissern, dass es unserem Vieh gut geht. Er sagte, das Foto habe mit der Vorderseite nach unten gelegen zusammen mit Seitenverkleidungen von Häusern und schweren Metallteilen von Gegenständen, die vom Tornado verweht und mitgerissen worden waren", berichtete Compton der BBC.
Ihr Mann habe das Foto mit nach Hause genommen und sie habe es in der Facebookgruppe veröffentlicht, um die Besitzerin oder den Besitzer zu finden. "Ich hätte nie erwartet, die junge Frau auf dem Foto zu finden", erzählte Compton. "Ich wusste, dass ihr Herz durch die Trauer und den Schmerz über die Verwüstung so schwer sein musste. Ich habe nie aufgegeben, sie zu finden."
Katastrophe in Kentucky weckt Erinnerungen
Kim Tyler aus Alabama ist dem Bericht zufolge die Verwalterin von Quad State Tornado Found Items. Sie habe die Gruppe gegründet, nachdem die Katastrophe in Kentucky Erinnerungen an einen Tornado im April 2011 in ihrem eigenen Bundesstaat wachgerufen habe, erklärte sie der BBC. "Ich sah die Nachrichten und erinnerte mich daran, wie 2011 Bilder und Erinnerungsstücke mehrere Meilen vom ursprünglichen Ort entfernt gefunden wurden." Angesichts der Stärke des Tornados habe sie gedacht, dass das Gleiche auch in Kentucky passiert sein könnte.

Mittlerweile konnten durch die Veröffentlichungen nicht nur Fotos, sondern auch Tiere, Trophäen und sogar Boote ihren Besitzern zurückgegeben werden. "Alles von Bildern, Basketbällen, Gedenkkissen, Heiratsurkunden, Steppdecken und so weiter", freute sich Tyler. "Es ist herzerwärmend zu wissen, dass so viele Familien ihre Gegenstände wiederfinden."
Quellen: BBC, Quad State Tornado Found Items, "Washington Post" (Bezahlinhalt)