Der Fall klingt unglaublich: Mehr als 20 Jahre lang saß der heute 43 Jahre alte Christopher Tapp im Gefängnis. Ein Gericht in den USA sah es als erwiesen an, dass Tapp 1996 eine Frau zunächst vergewaltigt und danach umgebracht hatte. 1998 wurde er dafür zu 30 Jahren Haft verurteilt. Der Schuldspruch basierte auf einem Geständnis, das Tapp später widerrief.
Jetzt die spektakuläre Wendung in dem Fall: Mithilfe alter DNA-Spuren konnte Tapps Unschuld bewiesen werden, ein Gericht im Bundesstaat Idaho sprach ihn deshalb am Mittwoch endgültig von den Vorwürfen frei.
Eine Stammbaum-Datenbank half beim Finden des wahren Täters
Ende 2018 hatten Tapps Anwälte beantragt, am Tatort gefundene Sperma-Spuren mit Stammbaum-Datenbanken im Internet abzugleichen. In den USA schicken viele Menschen DNA-Proben an spezialisierte Anbieter, um über Erbgut-Vergleiche entfernte Verwandte zu finden.

Die Ermittler in dem Fall führten tatsächlich einen Abgleich durch - und landeten einen Volltreffer: Der wahre Täter war ein Nachbar des Mordopfers. Er konnte im Mai 2018 geschnappt werden und gab die Tat schließlich zu.
Die gleiche Methode führte im vergangenen Jahr außerdem zur Festnahme des mutmaßlichen "Golden State Killers" Joseph James DeAngelo, der mindestens zwölf Morde verübt und mehr als 50 Frauen vergewaltigt haben soll.
Christopher Tapp ist der erste vollständig entlastete Verurteilte

Im Fall Christopher Tapp wurde durch diese Methode nun erstmals ein unschuldig Verurteilter vollständig entlastet, indem der wahre Täter ermittelt wurde. "Es ist ein neues Leben, ein neuer Anfang, eine neue Welt für mich", sagte Tapp, der rund 20 Jahre im Gefängnis gesessen hatte, anschließend. "Ich werde einfach jeden Tag genießen."
Tapps Verurteilung war bereits vorher ins Wanken geraten: Er kam 2017 im Zuge einer Abmachung mit der Justiz auf freien Fuß - die Vorwürfe gegen ihn blieben aber formell bestehen.
