Zugunglück in Indien "Es war aussichtslos"

Tragische Zugunglücke sind in Indien an der Tagesordnung. Doch das Ausmaß der Katastrophe mit 110 Toten in der Nähe von Hyderabad ist verherend. Passagiere wurden im Schlaf in den Tod gerissen.

Nach dem verheerenden Zugunglück mit mindestens 110 Toten in Südindien haben Rettungskräfte auch am Sonntag Leichen geborgen. Helfer befürchteten, in den teils überfluteten Waggons könnten weitere Tote liegen. Bahnsprecher Krishnaiah Panabaka sagte, 104 Menschen seien verletzt worden, als am Samstag sieben Waggons entgleist und in einen reißenden Fluss gestürzt waren. Die Nachrichtenagentur IANS meldete 123 Tote. Der Zug war wegen Diwali, einem der wichtigsten Hindu-Feste, voll besetzt. Zu dem Lichterfest reisen viele Menschen nach Hause. Es handelte sich um das bisher schlimmste Zugunglück im südindischen Bundesstaat Andhra Pradesh.

Eine Woche heftiger Regenfälle hatten in der Region Straßen und Schienenwege überflutet. Das Regenwasser hatte zudem einen Staudamm nahe der Unglücksstelle überlaufen lassen. Bahnvertreter kritisierten, die zuständigen Behörden hätten die Bahn darüber nicht informiert. Die Fluten unterhöhlten den Schienenstrang, was nach Angaben von Bahnsprechern zu dem Unfall führte. Der strömende Regen behinderte auch die Rettungsarbeiten. Die starke Strömung schwemmte die Leichen der Passagiere teils kilometerweit flussabwärts.

Von Katastrophe im Schlaf überrascht

Die knapp 2000 Passagiere wurden von dem Unglück noch vor Sonnenaufgang im Schlaf überrascht. Viele wurden in den völlig zerstörten Waggons erdrückt oder von den Fluten davongespült. Der zweite Lokführer, D. Srinivasa Rao, sagte, sein Chef habe erfolglos versucht, den Zug mit der Notbremse zum Halten zu bringen, als er die überfluteten Schienen sah. "Es war aussichtslos", sagte Rao. Der Lokführer, der einen Kollegen vertrat, ertrank bei dem Unglück in der Lokomotive. Einer der verletzten Passagiere sagte: "Plötzlich war Wasser in meinem Abteil, und es stieg immer weiter."

Bewohner eines nahen Dorfes waren als erste an der Unfallstelle und unterstützten die Rettungsarbeiten. Sie formten eine Menschenkette, um Leichen zu bergen, die von der starken Strömung fortgezogen wurden. Kalyan Rao, einer der Einwohner, sagte: "Es ist ein tragisches Unglück. Ein Moment der Freude hat sich in Kummer verwandelt. Viele, die sich darauf freuten, mit ihren Familien zu feiern, werden niemals ankommen." Die Armee setzte Hubschrauber zur Bergung Überlebender an. Taucher durchsuchten den Fluss.

Bahnunglücke an der Tagesordnung

Die indische Bahn meldet jedes Jahr rund 300 Unglücke. Immer wieder kommt es zu schweren Unfälle mit vielen Toten. Indien hat eines der größten Schienennetze der Welt, das auch noch die entlegensten Regionen erreicht. Auf insgesamt 100 000 Kilometern befördern mehr als 7000 Züge täglich rund elf Millionen Menschen.

DPA
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