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Schlittenhunde auf dem Wasser Warum dieses erschreckende Foto NICHT als Zeugnis für den Klimawandel taugt

Schlittenhunde laufen scheinbar über Wasser – ein ikonisches Bild zum Thema Klimawandel?


Das stimmt nicht ganz, meint Martin Stendel, Klimaforscher an dem Danish Meteorological Institute in Kopenhagen.


Im Interview mit dem stern erklärt Stendel, wie gewöhnlich dieser Schnappschuss in der Arktis heutzutage ist.


"Es ist zwar schon vorgekommen, dass wir solche Schmelzereignisse auch größeren Ausmaßes gehabt haben, aber nicht so früh im Jahr. Das Spezifische ist, dass es so aussieht, als ob die Hunde auf dem Wasser laufen. Das hat damit zu tun, dass da eine dicke Eisscheibe ist von ungefähr 1,20 Meter."


Um Daten von einer aufgestellten Wetterstation auf dem Meereis zu holen, bahnt sich Stendels Kollege Stefan Olsen seinen Weg über die Eisscheibe.


"Es ist nicht ungewöhnlich, dass das Eis schmilzt, wenn Frühling und Sommer beginnen. Was außergewöhnlich war, ist, dass es so abrupt passierte. Es war so heftig, dass wir außerhalb unserer Komfortzone waren." – Olsen


"Wir haben noch nie solche Zustände gesehen – nicht annähernd."


Wie es zu diesen Zuständen kommt, erklärt Stendel:


"In Qaanaq am Flughafen gibt es eine Wetterstation...17 Grad...das ist auf das Eis draus gelaufen, dann kann es nicht ins Eis reinfließen.... hier is es gerade so, dass das Wasser nicht weg kann."


Doch was sagt die Aufnahme über den Zustand der Arktis, in einer Zeit, in der Klimapolitik heiß diskutiert wird?


"Im Moment ist Klimawandel in aller Munde. ... Es ist von unserer Seite aus nichts Neues passiert. Aber nun ist die Aufmerksamkeit da. Und dieses Foto, was vielleicht für sich alleine gar nicht taugt, um was zum Klimawandel zu sagen ... Obwohl wir nicht in der Lage sind, dieses spezifische Ereignis dem Klimawandel zuzuschreiben – das können wir einfach deswegen nicht, weil es sich von Klima als Statistik vom Wetter handelt – ist es doch so, dass wir sagen können: Es ist genau das, was wir aufgrund unserer Modelle erwarten. Insofern hat es eine Bedeutung darüber hinaus, dass das Bild den Klimawandel sichtbar machen kann."


Auf dem "Polar Portal“ veröffentlichen Stendel und seine Kollegen ihre Ergebnisse und Beobachtungen.  


"Da haben wir langzeitige Kurven und Grafiken und langweile Karten und so weiter. Die Leute gucken das und sagen, aha naja. Die zeigen genau, was wir auch hier sehen. Aber es ist etwas völlig anderes, wenn man so ein Foto hat, und sieht, "Oh Mensch, da steht Wasser auf dem Eis und so und so sieht das aus. Also insofern glaube ich schon, dass so ein Foto, das Potenziell dazu hat, dass sehr viele Leute das ansehen und überrascht aber vielleicht auch entsetzt sind."


Stendel will betonen: Es geht in dem viral gegangenen Foto um Meereis, nicht um Inlandeis.


Nach aktuellen Prognosen wird das Inlandeis über mehrere Tausend Jahre abschmelzen, wenn die Menschheit die globale Erwärmung nicht minimiert und der sogenannte "Kipppunkt" überschritten wird.


Aber das Ende vom Seeeis könnten sogar Kinder von heute noch miterleben.


"Wir gehen davon aus, dass wir noch in diesem Jahrhundert im Sommer – also das Ende des Sommers im September – eine eisfreie Arktis haben. Und wir gehen weiter davon aus, dass auch im Winter irgendwann im Laufe des kommenden Jahrhunderts kein Eis mehr da ist."


"Insofern muss man konstatieren: Was in der Arktis geschieht, bleibt nicht in der Arktis. Das geht uns alle an. Und es ist sehr wichtig, dass wir jetzt was unternehmen, solange wir das noch können."

Im Interview mit dem stern erklären die Klimaforscher Steffen Olsen, der das Foto machte, und sein Kollege Martin Stendel, die Hintergründe zu dem Foto. Die Symbolkraft sei enorm – der Klimawandel habe aber weniger damit zu tun als man vermuten würde. 

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