Ärger über Corona-Falschmeldungen Drosten kritisiert "scheinbare Fachleute", die "irgendeinen Quatsch in die Welt setzen"

Virologe Christian Drosten über die Gefahr von Corona-Falschmeldungen
Virologe Christian Drosten gehört zu einer Gruppe Experten, die die sozialen Netzwerke zu einem härteren Vorgehen gegen Falschnachrichten im Zusammenhang mit dem Coronavirus auffordern
© AFP
In der Corona-Krise haben Falschmeldungen Hochkonjunktur. Was derzeit online kursiere, teils durch Ärzte und Professoren geäußert, entbehre oft jeder Grundlage, kritisiert Virologe Christian Drosten. Dadurch würden auch gefährliche Verschwörungstheoretiker gestärkt.

Der Berliner Virologe Christian Drosten übt scharfe Kritik an Falschinformationen zur Corona-Pandemie im Internet. In sozialen Medien kursierten zum Beispiel millionenfach abgerufene Videos, die "voller Unsinn" und "falscher Behauptungen" seien, sagte der Charité-Wissenschaftler am Dienstag im NDR-Podcast. Zum Teil seien Ärzte und Professoren dabei, "die irgendeinen Quatsch in die Welt setzen", ohne je zu den Themen gearbeitet zu haben. Namen nannte Drosten nicht. Hinzu kämen "richtige Verschwörungstheoretiker". Der Virologe schilderte, er bekomme ein Echo zurück in Form von Anschuldigungen, Fragen und Ideen, die Menschen auf Grundlage von Verschwörungstheorien entwickelten. 

Drosten betonte, er stehe derzeit in der Öffentlichkeit, weil Coronaviren sein absolutes Spezialgebiet seien. Zu anderen Themen würde er sich nicht in dem Umfang äußern. Was er höre, zum Teil von "scheinbaren Fachleuten", deren Expertise in anderen Bereichen liege, entbehre oft jeder Grundlage, sagte der Virologe. Dadurch werde auch "wirklich gefährlichen Verschwörungstheoretikern" mit teils politischer Agenda der Rücken gestärkt. Drosten rügte das als "unverantwortlich".

Christian Drosten: Maßnahmen gegen Corona-Falschinformation gehen nicht weit genug

Zu Ansteckungen mit Sars-CoV-2 sagte Drosten, es erscheine ihm "total übertrieben", wie oft auf das Händewaschen und Desinfizieren von Oberflächen hingewiesen werde: Nach seiner Einschätzung machen Schmierinfektionen, also Ansteckungen etwa über kontaminierte Gegenstände, nur einen kleinen Teil der Infektionen aus. Viel bedeutsamer seien Tröpfchen, die etwa beim Husten, Sprechen oder Niesen entstehen, und feinste schwebende Partikel, sogenannte Aerosole. Für die Wiedereröffnung von Restaurants etwa habe das zur Folge, dass Außenbereiche vergleichsweise sichere Zonen seien, sagte Drosten. Für Innenräume gelte zum Beispiel: "Fenster aufreißen".

DPA
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