Funde in Israel Familienrezepte bei Neandertalern? Neue Studie deutet auf Traditionen hin

Die Nachbildungen zweier Neandertaler im Neanderthal Museum in Mettmann nahe Düsseldorf
Die Nachbildungen zweier Neandertaler im Neanderthal Museum in Mettmann nahe Düsseldorf (Archivbild)
© Federico Gambarini / DPA
In Israel untersuchen Forscher zwei Neandertaler-Höhlen, die Dutzende Kilometer auseinander liegen. Sie finden Hinweise auf kulturelle Unterschiede bei der Speisezubereitung.

Schon vor zehntausenden Jahren nutzten Urmenschen fortschrittliche Methoden, um Speisen zuzubereiten. Erst kürzlich belegten Funde in Ausgrabungsstätte Neumark-Nord im Geiseltal in Sachsen-Anhalt, dass Neandertaler vor rund 125.000 Jahren die Gewinnung von Fett aus Knochen bereits perfektioniert hatten.

Neue Erkenntnisse zur Speisezubereitung unserer menschlichen Vorfahren kommen nun aus dem Norden Israels. Forscher haben dort Funde aus zwei Höhlen untersucht und dabei Hinweise auf kulturelle und familiäre Kochtraditionen gefunden, wie sie im Fachjournal "Frontiers in Environmental Archaeology" berichten.

Unterschiedliche Schnittmuster der Neandertaler

Die Höhlen Amud und Kebara liegen rund 70 Kilometer voneinander entfernt. Darin lebten Neandertaler vor 50.000 bis 70.000 Jahren während der kalten Wintermonate. Die Besiedlung der Höhlen sei durch Funde von Steinwerkzeugen, Brandspuren, Tierresten und menschlichen Überresten belegt, heißt es in der Studie.

Laut den Forschern schlachteten beide Gruppen Tiere und bearbeiteten die Knochen und das Fleisch – allerdings auf unterschiedliche Weise. Untersuchungen unter dem Mikroskop ergaben etwa, dass Neandertaler in Amud die Schnitte weniger geradlinig und deutlich dichter setzten als in Kebara. Und das, obwohl sie ähnliche Tierarten jagten und dieselben Werkzeuge verwendeten. Das führen die Wissenschaftler jedoch nicht auf Unterschiede in den Fertigkeiten zurück.

"Die feinen Unterschiede in den Schnittmustern zwischen Amud und Kebara könnten lokale Traditionen in der Zerlegung von Tierkadavern widerspiegeln", sagt die Studienleiterin Anaëlle Jallon von der Hebräischen Universität Jerusalem. Demnach wurden die Traditionen über Generationen weitergegeben – quasi wie ein Familienrezept: Die Neandertaler scheinen "unterschiedliche Strategien entwickelt zu haben – möglicherweise über soziale Lernprozesse und kulturelle Weitergabe vermittelt", sagt Jallon.

In zukünftigen Studien gilt es die Annahmen des Forschungsteams zu untersuchen, heißt es. "Einige Einschränkungen müssen berücksichtigt werden", meint Jallon. "Die Knochenfragmente sind manchmal zu klein, um ein vollständiges Bild der Schnittspuren zu liefern. Auch wenn wir versucht haben, Verzerrungen durch Fragmentierung auszugleichen, könnte dies unsere Interpretation der Daten einschränken."

Quellen: "Der Standard", "Frontiers in Environmental Archaeology", Nachrichtenagentur AFP

lw

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