Die mit Spannung erwartete Landung der US-Raumfähre "Discovery" ist am Montag wegen schlechten Wetters um einen Tag verschoben worden. Wolkenfelder beeinträchtigten nach Angaben der Nasa die Sicht über dem Kennedy Space Center im US-Bundesstaat Florida. Ein neuer Landeversuch soll nun am Dienstag gestartet werden.
Zwei Landeversuche gescheitert
Am Montag unternahm die US-Raumfahrtbehörde zwei Versuche, um die sieben Astronauten der "Discovery" nach knapp zwei Wochen im All zurück zur Erde zu bringen. Allerdings entschied die Nasa jeweils kurzfristig, dass das Wetter für ein Landemanöver nicht vorhersehbar genug sei. Es sei nicht sicher, dass "Discovery"-Kommandantin Eileen Collins ausreichende Sicht beim Anflug auf die von Kanälen umgebene, knapp fünf Kilometer lange Landebahn habe, hieß es.
Der kritische Wiedereintritt in die Erdatmosphäre
"Es tut uns leid, dass wir euch heute nicht nach Hause holen können, aber wir sind für morgen ziemlich zuversichtlich", funkte Astronaut Ken Ham am Montag von der Bodenkontrollstation im texanischen Houston an die Besatzung der "Discovery". Kommandantin Collins antwortete: "Ihr habt die richtige Entscheidung getroffen. Wir genießen noch einen weiteren Tag im Weltraum und sehen uns morgen auf der Erde."
Landung nur unter absolut sicheren Bedingungen
Die Astronauten waren am 26. Juli ins All gestartet und brachten Lebensmittel und technische Ausrüstung zur Besatzung der Internationalen Raumstation ISS. Der Flug der "Discovery" ist der erste Einsatz einer US-Raumfähre seit dem "Columbia"-Unglück, bei dem 2003 die sieben Astronauten an Bord beim Landeanflug starben. Um nach diesem Unfall jedes Risiko auszuschließen, will die Nasa eine Landung nur unter absolut sicheren Bedingungen wagen. Danach muss die Sicht beim Anflug auf die Landebahn mindestens acht Kilometer betragen und in einem Umkreis von mehr als 50 Kilometern darf es weder regnen noch gewittern.
Der Hitzeschild - die Achillesferse
Der Wiedereintritt einer Raumfähre in die Erdatmosphäre ist eines der größten Probleme der bemannten Raumfahrt. Der Space-Shuttle drückt dabei die zunehmend dichtere Luft vor sich extrem zusammen. Durch diese Reibung der Gasmoleküle können die Außentemperaturen auf bis zu 1600 Grad Celsius steigen.
Die Raumfähren sind dagegen durch Hitzeschutzsysteme geschützt. Dazu gehören Isoliermatten aus Faserdämmstoff und Dichtungsfilz und auf der Unterseite Keramikkacheln. Besonders verwundbar sind aber unter anderem die Nase der Fähre und die Vorderkanten der Tragflächen. Sie werden deshalb mit Thermalelementen aus Kohlefaserverbundstoff extra geschützt.
An jedem Tragflügel sind 22 dieser nach vorn abgerundeten, mit Grafit gefüllten und mit Siliziumkarbid glasierten Elemente montiert. Jedes ist ein Einzelstück und individuell geformt.
Die Tragflügelkanten sind die Achillesferse des Shuttle. Bei der "Columbia" hatte ein beim Start vom Außentank abgesprengtes Stück Schaumstoff den Hitzeschild beschädigt. Beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre waren durch den Riss heiße Gase eingedrungen und hatten Kabel und Leitungen verglüht. Der Shuttle brach 60 Kilometer über Texas auseinander und riss alle sieben Besatzungsmitglieder in den Tod.
Die Kohlefaserelemente erwiesen sich auch bei den rigorosen Tests nach dem "Columbia"-Unglück als beste Hitzeschutzlösung für die Tragflügel. Daran hat die Weltraumbehörde Nasa praktisch nichts geändert. Allerdings wurde die innere Tragflügelkonstruktion bei der "Discovery" zusätzlich mit einem wattegefüllten Stoffüberzug geschützt. Zudem wurden 22 Temperatur- und 66 Schwingungssensoren im Tragflügel installiert, die pro Sekunde 22 000 Messungen vornehmen.
Die "Columbia" war damals beim Start von Isoliermaterial getroffen worden. Dabei wurde der Hitzeschild beschädigt, was beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre zum Auseinanderbrechen des Shuttle führte. Auch bei der "Discovery" ergab eine Untersuchung im All kleinere Schäden. Nach einer Reparatur könne die Fähre aber der großen Hitze beim Eintritt in die Atmosphäre standhalten, hieß es bei der Nasa. Auch die sieben "Discovery"-Astronauten zeigten sich nach einer letzten Inspektion ihres Shuttle optimistisch, sicher landen zu können.
Am Dienstag hat die Nasa mehrere Möglichkeiten für eine Landung, darunter um 11:07 Uhr MESZ oder 12:43 Uhr MESZ in Florida sowie um 14:12 Uhr MESZ auf der Haupt-Ausweichlandebahn in Kalifornien. Auch eine Landung im US-Bundesstaat New Mexico ist möglich. Bei einer Landung in Kalifornien will Kommandantin Collins die Umlaufbahn des Shuttle etwas verändern, um einen Flug über die Metropole Los Angeles zu verhindern. Bei dem "Columbia"-Unglück waren Trümmerteile auf den US-Bundesstaaten Texas und Louisiana niedergegangen.
Die Nasa richte sich auch auf eine mögliche Landung auf ihrer zweiten Ausweichlandebahn in Neu Mexiko ein, hieß es. Die "Discovery" habe ausreichend Vorräte, um auch noch am Mittwoch im All zu bleiben.
Reuters