Raumsonde "Huygens" ist gelandet

Triumph für die Esa: Die europäische Raumsonde "Huygens" ist sicher auf dem Saturnmond Titan gelandet. Die Sonde funkt bereits die ersten Daten zur Erde.

Die europäische Raumsonde "Huygens" ist sicher auf dem Saturnmond Titan gelandet. Esa-Wissenschaftsdirektor David Southwood hat die Landung der europäischen Raumsonde "Huygens" auf dem Saturnmond Titan bestätigt. "Es kann keine harte Landung gewesen sein, denn Huygens sendet noch", sagte Southwood am Freitagnachmittag im europäischen Raumfahrtkontrollzentrum in Darmstadt. Die Sonde befinde sich offenbar auf festem Boden. Die Raumfahrtkontrollstation ESOC in Darmstadt hat bereits die ersten wissenschaftlichen Daten von "Huygens" empfangen. Der Datenfluss wird weitere vier Stunden andauern. Erste schwarz-weiß Bilder und konkrete Auswertungen werden in der Nacht erwartet.

Die Sonde funke jetzt bereits seit mehr als fünf Stunden Daten zur US-Raumsonde "Cassini", dem Mutterschiff von "Huygens", sagte Southwood: "Es läuft jetzt schon deutlich länger als wir uns je hätten träumen lassen." Der Funkkontakt zwischen "Huygens" und "Cassini" kann von der Erde aus über Radioteleskope mitverfolgt werden. Dies zeigte, dass "Huygens" mehr als eine Stunde nach der Landung noch immer aktiv war.

Für den Abstieg zur Oberfläche hatten die Wissenschaftler der europäischen Raumfahrtagentur etwa zweieinhalb Stunden veranschlagt. "Huygens" war am Freitagmorgen 10.06 Uhr (MEZ) in die Atmosphäre von Titan eingetreten. Wichtigstes Ziel der Mission ist die Untersuchung der Gashülle um den Saturnmond, die der Atmosphäre der Erde vor rund 3,8 Milliarden Jahren ähneln soll.

Nach Angaben der Esa trat "Huygens" mit einer Geschwindigkeit von etwa 18.000 Stundenkilometern in die Atmosphäre ein. Die einem übergroßen Wok ähnelnde Sonde wurde zunächst von einem Hitzeschild aus Keramikplatten auf rund 1.400 Stundenkilometer abgebremst. Daraufhin sollte ein System aus insgesamt drei Fallschirmen die Sonde schrittweise auf nur noch 20 Stundenkilometer abbremsen.

Die etwa zweieinhalbstündige Landephase war der zentrale Abschnitt der "Huygens"-Mission. Während der Landung sollte die Sonde die vor allem aus Stickstoff und organischen Verbindungen bestehende Atmosphäre von Titan untersuchen. Zudem sollte die Sonde rund 750 Fotos von der Oberfläche des Saturnmonds machen. Wegen der extrem lebensfeindlichen Bedingungen auf dem Saturnmond mit Temperaturen um 180 Grad unter Null rechnen Fachleute nicht damit, dass die Sonde die Landung länger als zwei Stunden überstehen wird.

Fachleute sind daher sicher, dass es auf dem Saturnmond keine komplexen Lebensformen gibt. Allerdings muss es auf der Erde – abgesehen von der Temperatur - vor 3,8 Milliarden Jahren ganz ähnlich ausgesehen haben. "Titan führt uns zurück zu den Bedingungen, die früher auf der Erde geherrscht haben", erklärt Esa-Wissenschaftsdirektor David Southwood: "Es ist alles da für die Entstehung des Lebens, außer Sauerstoff."

"Das gibt uns ein sehr gutes Gefühl", jubelte Southwood. Jene rund zweieinhalb Stunden, in denen "Huygens" an Fallschirmen hängend durch die Atmosphäre von Titan schwebte, waren für die Mission von zentraler Bedeutung. Massenspektrometer und Analysegeräte sollten die Zusammensetzung der Gashülle genau untersuchen. "Wir suchen nach den Bausteinen des Lebens", sagte ESA-Wissenschaftler Guy Israel.

Eine Kamera an Bord sollte zudem rund 750 Bilder von der Oberfläche des Titan schießen. "Trotz zahlreicher Untersuchungen wissen wir noch immer wenig über die Art der Oberfläche", sagte der britische Astronom John Zarnecki. Allgemein wird erwartet, dass sich auf dem Saturnmond Seen oder sogar Meere aus flüssigem Methan befinden. Um zu verhindern, dass "Huygens" bereits bei der Landung in einem dieser Meere versinkt, wurde die Sonde so konstruiert, dass sie schwimmfähig ist.

AP, DPA

Die Stationen der Landung

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