Raumsonde Cassini-Huygens Auf dem Weg zum Saturn

Nur noch die Kleinigkeit von 15 Millionen Kilometer liegt vor der Doppelsonde "Cassini-Huygens", bis sie Ende Juni, Anfang Juli als allererstes Flugobjekt in das System des Planeten Saturn eintauchen wird.

Aus der Ferne leuchtet der Saturn schon so groß wie ein Vollmond. Nur noch die Kleinigkeit von 15 Millionen Kilometer liegt vor der Doppelsonde "Cassini-Huygens", bis sie Ende Juni/Anfang Juli als allererstes Flugobjekt in das System des Planeten Saturn eintauchen wird. Die Sonde wird durch eine Lücke zwischen den F und G genannten Ringen des Saturns durchfliegen und in den kommenden vier Jahren nach Angaben der US-Weltraumbehörde NASA den zweitgrößten Planeten in unserem Sonnensystem nach Jupiter 76 Mal umkreisen.

Reise dauerte sieben Jahre

Fast sieben Jahre haben die Forscher der NASA und der Europäischen Weltraumbehörde ESA seit dem Start am 15. Oktober 1997 auf diese Sternstunde in der Raumfahrtgeschichte gewartet. 3,5 Milliarden Kilometer wird "Cassini-Huygens" Ende Juni zurückgelegt haben. "Die Emotionen schlagen hoch, es gibt viel Aufregung", sagte der Leiter des Cassini-Projektes bei der NASA, Robert Michell, am Donnerstag in Washington. "Wir sind alle sehr optimistisch", sagte David Southwood, Wissenschaftsdirektor der Europäischen Raumfahrtbehörde (ESA), im Kontrollzentrum ESOC in Darmstadt. 260 Wissenschaftler aus den USA und 17 europäischen Ländern arbeiten an dem prestigeträchtigen internationalen Raumfahrtprojekt.

Mitchell verspricht ab dem 1. Juli jede Menge faszinierende Bilder und spektakuläre Forschungsergebnisse, weil noch nie eine Sonde den Ringen des Saturns so nahe gekommen sei. Seit Galileo 1610 die Saturn-Ringe entdeckte, bereiten sie Forschern Kopfzerbrechen. Erste genauere Aufschlüsse lieferten 1980-81 die US-Voyager-Sonden. Weil die "Cassini-Huygens" aber viel näher an den sechsten Planeten - von der Sonne aus gerechnet - heranfliegt, rechnen die Wissenschaftler mit einem Schub neuer Informationen.

Saturns Ringe sind ein Miniaturmodell unseres Sonnensystems

Der Saturn und dessen Ringsystem gleichen nach Angaben der NASA einem Miniaturmodell aus der Frühzeit des Sonnensystems und könnte deshalb erklären, wie die Planeten im Sonnensystem entstanden sind. Die Forscher erwarten auch Aufschluss darüber, wie alt die majestätisch leuchtenden Ringe des Saturns sind und wie sie genau zusammengesetzt sind. Landen kann die Sonde auf dem Saturn übrigens nicht, weil der Druck der Atmosphäre sie zerstören würde.

"Cassini-Huygens" wird gleich zu Beginn der Mission Bekanntschaft mit zwei der 31 bekannten Monde des Saturns machen. Am 11. Juni wird sie in der denkbar geringen Entfernung von 2000 Kilometer an dem 220 Kilometer großen und äußersten Saturn-Mond Phoebe vorbeifliegen.

Am 24. Dezember nach US-Zeit und dem 25. Dezember Mitteleuropäischer Zeit wird die Huygens-Kapsel der ESA dann abgesprengt. Am 14. Januar taucht sie in die Atmosphäre des Mondes Titan ein. Titan ist der größte Mond des Saturns und der zweitgrößte im Sonnensystem. Er wurde 1655 vom Niederländer Christiaan Huygens (1629 bis 1695) entdeckt. Nach ihm wurde die kleine ESA-Kapsel benannt.

Huygens wird auf Titan landen

"Titan ist wie eine Zeitmaschine, die uns mit zurücknimmt um zu sehen, wie die Erde einmal ausgesehen haben könnte", sagt Dennis Matson vom Cassini-Projekt beim NASA Jet Propulsion Laboratory in Pasadena (Kalifornien). Huygens wird bereits während seines 150 Minuten dauernden Fluges durch die Titan-Atmosphäre entscheidende Daten sammeln.

Die Zustände auf Titan mit seiner dichten Stickstoffatmosphäre gelten als vergleichbar mit denen auf der Erde vor vier Milliarden Jahren. Seine genaue Beschaffenheit liegt allerdings verborgen unter einem undurchdringlichen rötlichen Dunstschleier. Bei Temperaturen von Minus 179 Grad Celsius rechnen die Wissenschaftler nicht mit Spuren von Leben.

Nach Angaben der ESA wird der Lander den harten Aufschlag nur kurz überleben. Garantiert seien drei Sekunden, erhofft 30 Minuten.

Vor dem Eintritt in das Saturn-System ist am 11. Juni ein weiteres Spektakel geplant. Die "Cassini-Huygens"-Sonde wird dann nämlich ganz gezielt in einer Entfernung von nur 2000 Kilometer am Saturn-Mond Phoebe vorbeifliegen und ihn erforschen.

Von Hans Dahne, DPA

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