Training Big Brother für den Mars

Es klingt nach durchgeknallter Reality-Show, soll aber der Wissenschaft dienen: Russische Wissenschaftler wollen sechs Männer für 500 Tage auf engstem Raum zusammensperren, um einen Flug zum Mars zu simulieren.

Russland will an die alten sowjetischen Erfolge der bemannten Raumfahrt anknüpfen und plant eine Mission zum Mars. Die erste Generalprobe soll im Jahr 2006 starten: sechs Männer werden fast zwei Jahre lang im Dienste der Wissenschaft "Big Brother" auf engstem Raum spielen. Die Finanzierung des Projekts wird bis zu acht Millionen Euro in Anspruch nehmen, teilte die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos mit. In einem Raumschiffmodell sollen die Männer einen simulierten Flug zum Nachbarplaneten der Erde überstehen.

Kosmonautinnen nach Ansicht der Wissenschaftler zu zart besaitet

Fast zwei Jahre lang werden die 35 bis 55 Jahre alten Testpersonen in einem Labor, einer Küche und einem Schlafraum ohne direkten Kontakt zur Außenwelt durchhalten müssen. Mit dem Experiment sollen Auswirkungen auf das Knochensystem, Änderungen des Immunsystems sowie die Entwicklung der Psyche erforscht werden. Das Projekt war in den vergangenen Jahren mehrfach verschoben worden, nun soll "Mars-500" Anfang 2006 gestartet werden. Die Auswahl der Testpersonen ist ab Sommer geplant.

Während sich Europäer, Amerikaner und Japaner einen Wettlauf im All um die kühnsten unbemannten Sondenflüge liefern, träumen die Russen weiter von neuen Zielen für die bemannte Raumfahrt. Optimisten gehen davon aus, dass die ersten Menschen bereits in 15 Jahren zum Mars aufbrechen könnten.

Nach Angaben russischer Wissenschaftler sind Kosmonautinnen als Besatzungen für einen realen oder simulierten Flug zum Mars nicht vorgesehen. Für solche Abenteuer seien Frauen zu zart besaitet, meinte der Direktor des Instituts für medizinisch-biologische Forschung, Anatoli Grigorjew, in Moskau.

DPA

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