Zehnter Planet Größer als gedacht

Wissenschaftler streiten sich noch darum, ob sie dem kürzlich entdeckten Himmelskörper jenseits des Pluto überhaupt den Status eines Planeten zuerkennen sollen. Doch möglicherweise ist er deutlich größer als bislang angenommen.

Eines der Teleskope, auf deren Daten die aktuelle Größenabschätzung basiert, war während der Messungen falsch ausgerichtet. Die Entdecker des Himmelskörpers mit dem vorläufigen Namen 2003 UB313, dessen Status als Planet noch umstritten ist, wollen die Messung noch diesen Monat wiederholen. Sollte das Teleskop dabei tatsächlich andere Daten liefern, müsste 2003 UB313 aktuell geschätzte Maximalgröße von 3000 Kilometern Durchmesser korrigiert werden, berichtet der Onlinedienst des Wissenschaftsmagazins "New Scientist".

Helligkeit und Infrarotstrahlung maßgeblich für Größenabschätzung

Die Größenabschätzung entfernter Himmelskörper basiert im Wesentlichen auf zwei Datensätzen: ihrer Helligkeit und der Intensität ihrer Infrarotstrahlung. Anhand der Helligkeit kann zwar eine grobe Schätzung vorgenommen werden, doch solange nicht bekannt ist, welchen Anteil des auftreffenden Lichts die Oberfläche reflektiert, ist diese Berechnung sehr grob. In einem solchen Fall werden zusätzlich Infrarotmessungen zu Rate gezogen, wie sie zum Beispiel das Spitzer-Weltraumteleskop liefert. Je größer nämlich ein Himmelskörper ist, desto mehr innere Hitze hat er im Allgemeinen und desto mehr Infrarotlicht strahlt er ab.

Bei der ersten Vermessung von 2003 UB313, die die Astronomen um Mike Brown vom California Institute of Technology vornahmen, konnte das Spitzer-Teleskop keine Infrarotstrahlung detektieren. Daraus schlossen die Forscher, dass der Durchmesser des neu entdeckten Himmelskörpers kleiner als 3000 Kilometer sein müsse, da ein größeres Objekt auf jeden Fall ein Infrarotsignal hinterlassen hätte. Bei dieser Größe würde 2003 UB313 ähnlich wie Pluto etwa 60 Prozent des auftreffenden Lichts zurückwerfen.

Planetenstatus weiterhin umstritten

Offenbar war das Spitzer-Teleskop jedoch nicht korrekt auf die Position von 2003 UB313 ausgerichtet, entdeckten die Astronomen jetzt. Damit wäre es möglich, dass der reflektierte Anteil des sichtbaren Lichts wie beim Plutomond Charon mit lediglich 38 Prozent deutlich niedriger liegt als angenommen. In diesem Fall betrüge der Durchmesser mindestens 3500 Kilometer, und Spitzer müsste in einer neuen Messung ein Infrarotsignal des Planetenkandidaten auffangen.

Die Entdeckung von 2003 UB313 war am 29. Juli bekannt gegeben worden. Seine Umlaufzeit um die Sonne beträgt etwa 560 Jahre. Am äußersten Punkt seines Orbits ist der Himmelskörper fast 100 Mal weiter von der Sonne entfernt als die Erde und ist damit das am weitesten entfernte bekannte Objekt des Sonnensystems. Gleichzeitig ist er das bislang größte Objekt des Kuiper-Gürtels, einer Gruppe eisiger Himmelskörper, die jenseits des Planeten Neptun das Sonnensystem durchzieht und dem auch Pluto angehört. Die Entdeckung hat unter Astronomen erneut eine Diskussion darüber ausgelöst, ob diese Objekte zu den Planeten gerechnet werden oder nicht. Aus diesem Grund ist der Status von 2003 UB313 auch weiterhin umstritten.

DDP

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