Die Meereis-Ausdehnung in der sommerlichen Antarktis hat am 8. Februar dieses Jahres ein Rekordminimum erreicht. Damit wurde der bisherige Tiefstand vom 24. Februar vergangenen Jahres bereits mehrere Wochen vor Ende der sommerlichen Schmelzperiode unterboten. Damals wurde auf dem südlichen Ozean rund um die Antarktis laut Alfred-Wegener-Institut (AWI) eine Meereisausdehnung von 2,27 Millionen Quadratkilometern registriert. Die Schmelzperiode dauert voraussichtlich bis in die zweite Februarhälfte an.
Bereits den gesamten Januar über lag die Meereisbedeckung in der Antarktis nach Angaben des AWI, das bei seiner Analyse mit Forschenden der Bremer Universität zusammenarbeitete, auf einem historisch niedrigem Niveau. Es war demnach bereits das achte Jahr in Folge, dass die Meereisbedeckung im südlichen Ozean im Januar im Mittel unterhalb des langjährigen Trends lag.
Ungewöhnlich warme Lufttemperaturen in Teilen der Antarktis
"Die rasante Abnahme des Meereises in den letzten sechs Jahren ist sehr erstaunlich, weil sich die Eisbedeckung in den 35 Jahren davor kaum verändert hatte", erklärte AWI-Meereisphysiker Christian Haas. "Es ist unklar, ob dies der Anfang vom schnellen Ende von sommerlichem Meereis in der Antarktis ist, oder ob es sich nur um eine neue Phase mit geringerer, aber weiterhin stabiler Meereisbedeckung im Sommer handelt", ergänzte er.

Auf der Südhalbkugel herrscht gerade Sommer. Rund um die Antarktis schmilzt das Meereis dann in machen Regionen komplett ab. Im Winter bildet sich aufgrund der großen Kälte schnell neues Meereis, bis es eine maximale Ausdehnung von rund 18 bis 20 Millionen Quadratkilometern erreicht.
Eine mögliche Ursache für die starke aktuelle Schmelze seien ungewöhnlich warme Lufttemperaturen in Teilen der Antarktis. Eine Rolle spielten aber ebenfalls komplexe Wechselwirkungen zwischen Luftdruck, Windzirkulation und Meeresströmungen. Auch das beeinflusse den Eisrückgang.
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Franziska Saalmann von der Umweltschutzorganisation Greenpeace erklärt in diesem Zusammenhang: "Das neue Rekordtief führt uns vor Augen, dass die Klimakrise immer weiter eskaliert – die Antarktis scheint weit weg, aber die Auswirkungen betreffen uns alle." Es sei ein Skandal, dass trotzdem weltweit neue fossile Projekte geplant würden.
Vergleichbare jahreszeitliche Veränderungen der Meereisbedeckung gibt es auch auf den Meeren um die Arktis. In der Antarktis sind die natürlichen saisonalen Schwankungen dem AWI zufolge aber deutlich ausgeprägter. Auf die Höhe des globalen Meeresspiegels haben Veränderungen der Meereisbedeckung keinen Einfluss, weil das Eis bereits im Wasser schwimmt. Anders ist dies bei Festlandeis. Wenn das schmilzt, gelangt zusätzliches Wasser in die Ozeane.
Quellen: Greenpeace, AWI, DPA, AFP