England Archäologen finden Ort, an dem Neandertaler einst ein Mammut-Festmahl abhielten

Ein Mammut-Skelett
Ein Mammut-Skelett (Symbolbild)
© Arpad Benedek / Getty Images
So etwas erleben Wissenschaftler:innen selten: In England wurden Neandertaler-Werkzeuge neben fünf gigantischen Mammutskeletten gefunden.

Auch mehr als 160 Jahre nach ihrer Entdeckung ist noch immer vieles über die ausgestorbene Urmenschenart der Neandertaler unbekannt. Sprachen sie miteinander? Hatten sie eine Religion? Bauten sie Boote? Auch wo und wie sie lebten, weiß man nach wie vor nur in groben Zügen. Ein spektakulärer Fund in Großbritannien erhellt nun ein kleines, aber bedeutsames Stück der Neandertaler-Lebenswelt. Zwei Hobby-Archäologen stießen in den Cotswolds – einer idyllischen Region im Südosten Englands – auf eine Steinaxt der Neandertaler.

Sally and Neville Hollingworth waren unterwegs, um versteinerte Artefakte zu suchen, von denen es in dieser Gegend viele gibt. Das Paar rechnete mit versteinerten Schnecken – gefunden hat es allerdings eine Steinaxt, die die Hollingworths mit ihrem Vorwissen direkt als sehr alt und bedeutend einschätzten. Sie informierten die Behörden. Ein Team von Archäologen wurde an den Fundort geschickt. Die Experten bestätigten, dass es sich um einen sehr alten Fund handelte – mit dieser Axt hatten einst Neandertaler hantiert. Vor etwa 200.000 Jahren.

Archäologen machten weitere Funde

Das Team begann, auch die umliegenden Bereiche zu untersuchen, um womöglich noch mehr Spuren der einstigen Bewohner zu finden. Und sie stießen auf mehr, als sie für möglich gehalten hätten: Die Forscher fanden fünf Mammut-Skelette. Es handelte sich um die Überreste von zwei erwachsenen Tieren, zwei Halbwüchsigen und einem Jungtier. Die Knochen sind so alt, dass sie nicht zu den heute allseits bekannten Wollhaarmammuts, sondern zu deren Vorfahren, den Steppenmammuts, gehörten. Die Männchen dieser Art konnten eine Schulterhöhe von 4,70 Metern erreichen und waren damit die größten Vertreter der Mammuts. Steppenmammuts starben um 200.000 v. Chr. aus, bei den gefundenen Exemplaren handelt es sich womöglich um einige der letzten Tiere.

Die Archäologen gaben das Alter der Mammutknochen mit 216.000 Jahren an. Nun untersuchen sie Spuren, die darauf hindeuten, dass die Tiere von Menschen gejagt und dann zerlegt wurden. "Es wäre möglich, dass die Neandertaler hier gelagert haben, diese Tiere jagten, bis sie im Sumpf feststeckten, und dann ein gigantisches Buffet genossen. Oder sie fanden sie bereits im Sumpf und bekamen so praktisch ein gratis Essen", erklärt Professor Ben Garrod von der Universität von East Anglia.

Der Fund ist überaus bedeutend

Der Fund ist bedeutend und die Experten sind entsprechend euphorisch. "Falls die Laborergebnisse bestätigen, dass die Schnittspuren an den Knochen von Menschenhand stammen, wäre dieser Platz einer der ältesten wissenschaftlich untersuchten Orte, an denen Neandertaler Mammuts geschlachtet haben", sagt Ben Garrod. Über den Fund wird nun eine Dokumentation gedreht, die zum neuen Jahr in England ausgestrahlt werden soll.

Quelle:  "Daily Mail"

wt

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