Ausgestorbene Frühmenschen Auf den Spuren der letzten Neandertaler

Wann starben die Neandertaler in Europa aus? Über diese Frage rätseln Forscher schon lange. Hinweise liefert eine neue Studie: Wahrscheinlich lebten die letzten der Frühmenschen vor 39.000 Jahren.

Warum leben wir heute nicht Seite an Seite mit den Neandertalern? Zu dieser Frage gibt es zahlreiche Theorien und Mythen: Einige Forscher erklären ihr Aussterben mit Klimaveränderungen und dem Vordringen der modernen Menschen. Andere behaupten, es habe den Frühmenschen an wichtigen kognitiven Fähigkeiten gefehlt, um langfristig auf der Erde zu überleben.

Ein noch größeres Rätsel ist die Frage nach dem genauen Zeitpunkt ihres Aussterbens. Forscher sind sich zwar relativ sicher, dass die letzten von ihnen irgendwann vor etwa 40.000 bis 30.000 Jahren verschwanden. Einige vermuten aber, dass einige Stämme noch einige Zeit länger in Südspanien lebten.

Diese Theorie haben Tom Higham von der englischen Universität Oxford und sein Team nun mit neuen Messergebnissen widerlegt. Sie untersuchten Fundstücke von insgesamt 40 Orten von Spanien bis Russland: Um möglichst exakte und unverfälschte Daten zu erhalten, entfernten die Forscher zunächst neuzeitliche Verunreinigungen von dem prähistorischen Material. Anschließend machten sich die Forscher daran, das genaue Alter der Proben zu ermitteln. Dazu bedienten sie sich einer neuen Variante der Radiocarbon-Methode, der sogenannten Beschleuniger-Massenspektrometrie, die als noch präziser gilt als ältere Datierungsmethoden.

Die Auswertung der insgesamt fast 200 Analysedaten ergab, dass die Neandertaler mit einer Wahrscheinlichkeit von 95,4 Prozent vor 41.030 bis 39.260 Jahren ausstarben.

Europäer tragen Neandertaler-Gene in sich

Zudem deuten die Daten daraufhin, dass Neandertaler und der moderne Mensch 2600 bis 5400 Jahre lang dieselben Gegenden Europas bewohnten. In dieser Zeit hätten sie sich kulturell austauschen und auch gemeinsame Nachkommen zeugen können. Genetische Untersuchungen hätten gezeigt, dass etwa zwei Prozent der Gene von Europäern vom Neandertaler stammen, schreiben die Forscher.

Genetiker datieren den größten Genaustausch zwischen beiden Arten allerdings auf die Zeit vor 77.000 bis 114.000 Jahren - lange bevor der Homo sapiens nach Europa kam. Darauf weist William Davies von der englischen Universität Southampton in einem Kommentar zur Studie hin. Er merkt jedoch an, dass weite Teile Mittel- und Osteuropas bei den Proben nicht berücksichtigt worden seien. Deshalb fordert er: "Wir müssen auch diese Region an die Präzision und Abdeckung des übrigen Europa heranbringen."

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