Findige Fünfjährige So berechnend sind schon die Kleinen

Bereits Fünfjährige handeln strategisch: Einer Studie zufolge verteilen sie ihren Besitz großzügiger, wenn sie dabei beobachtet werden. Damit sind sie Erwachsenen ähnlicher, als bisher geglaubt.

Die öffentliche Spende für einen wohltätigen Zweck, die Einladung zum Abendessen für die beste Freundin: Aus Studien ist bekannt, dass Erwachsenen der Geldbeutel immer dann erstaunlich locker sitzt, wenn die Umwelt etwas davon mitbekommt. So lässt sich das eigene Ansehen steigern. Wie US-Wissenschaftler im Journal "PloS One" berichten, gehen bereits fünfjährige Kinder nach ganz ähnlichen Strategien vor.

Der Nachwuchs zeige sich in Experimenten nur dann freigiebig, wenn Gleichaltrige mit im Raum waren, schreiben Kristin Leimgruber und ihre Mitarbeiter von der Yale-Universität in New Haven im US-Staat Conneticut. Die Kleinen würden bereits auf eine gewisse Art und Weise strategisch handeln, ohne dabei zu wissen, wie wichtig zum Beispiel ein "guter Ruf" im Zusammenleben sei. Fühlte sich der Nachwuchs unbeobachtet, war mit der Großzügigkeit jedoch schnell Schluss.

Sticker gegen Preis

Die Forscher teilten insgesamt 64 fünfjährige Kinder - darunter Mädchen und Jungen - in Zweierpaare ein. Die Kinder kannten sich aus der Vorschule. Die Wissenschaftler gaben vor, ein Spiel zu veranstalten, bei dem die Kinder Aufkleber sammeln konnten. Die Sticker durfte der Nachwuchs am Ende gegen einen Preis eintauschen.

Ein Fünfjähriger hatte nun jeweils die Gelegenheit, kleine Aufkleber zwischen sich und seinem Teampartner aufzuteilen. In einem Versuch bekam er selbst zum Beispiel vier Sticker und konnte dann entscheiden, wie viele Aufkleber er seinem Gegenüber abgibt. Dafür lagerten die Forscher die Sticker in einer speziellen Box. Zog das Kind an einem Hebel, verteilte es die Aufkleber an sein Gegenüber.

Geizig, wenn’s keiner sieht

Die Kinder verhielten sich durchweg immer dann großzügig, wenn der Spendenempfänger sie beim Verteilen sehen konnte. Verhinderten die Wissenschaftler den Sichtkontakt, war es mit der Freundlichkeit vorbei. Das Gleiche passierte, wenn die Forscher die Sticker in einer undurchsichtigen Box ablegten, deren Inhalt nur der Verteiler kannte: Auch dann zeigten sich die Kinder eher geizig.

Den genauen Grund für dieses strategische soziale Verhalten kennen die Forscher noch nicht. Sie räumen jedoch ein, dass die Kinder noch weniger großzügig gehandelt haben könnten, weil sie ihnen das Experiment als Spiel vorgestellt haben. Möglicherweise haben die Kleinen es dadurch als Wettbewerb missverstanden, heißt es in dem Journal.

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ikr/DPA

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