Homo erectus "Peking-Mensch" 200.000 Jahre älter als gedacht

Die Überreste des in einer Höhle in China gefundenen Peking-Menschen sind nach einer neuen Studie 780.000 Jahre alt und damit deutlich älter als bisher gedacht. Das wirft ein neues Licht auf die Wanderungsbewegungen der Vorfahren des Menschen.

Ein Team von amerikanischen und chinesischen Wissenschaftlern untersuchte die alten Funde aus jetzt mit neuen Methoden, woraus sich eine Neubewertung des Alters ergab, wie die Forscher in der neuen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Nature" berichten. Die Fossilien des als Peking-Menschen bezeichneten Hominiden waren in den 1920er Jahren in Zhoukoudian in der Nähe der chinesischen Hauptstadt gefunden worden. Dort förderte ein Forscherteam zwischen 1921 und 1937 die fossilen Überreste von 45 Hominiden zutage.

Die neue Datierung macht nach Aussage der Forscher - in Verbindung mit anderen aktuellen Studien - genauere Aussagen über die Wanderungsbewegungen unserer Vorfahren möglich. Bisher ging die Mehrzahl der Wissenschaftler davon aus, dass Angehörige der Hominiden-Art Homo erectus vor etwa zwei Millionen Jahren von Afrika über die arabische Halbinsel in Richtung des indischen Subkontinents und entlang der asiatischen Küsten wanderten. Auf der indonesischen Insel Java wurden 1892 zum ersten Mal Überreste des Homo erectus gefunden, der so genannte Java-Mensch. Diese werden auf ein Alter von 1,6 Millionen Jahre datiert. Eine andere Gruppe sei in nördlicher Richtung nach Peking gewandert.

Die nun veröffentlichten Erkenntnisse deuten laut dem "Nature"-Bericht darauf hin, dass es eine parallele Wanderungsbewegung durch den eurasischen Kontinent etwa über das Gebiet des heutigen Georgien gegeben habe, wo der Homo erectus schon vor 1,8 Millionen Jahren angekommen sei.

Das Alter des Sandes

Das Alter der Fossilien schätzten Wissenschaftler bislang auf 400.000 bis 500.000 Jahre. Dem Team um Guanjun Shen gelang nun erstmals eine eindeutige Datierung. Dabei nutzten die Forscher die sogenannte Aluminium-Beryllium-Methode, mit der zwar nicht das Alter der Knochen selbst bestimmt werden kann, wohl aber das des anhaftenden Sandes: In Quarz, der an der Erdoberfläche lagert und damit der kosmischen Strahlung ausgesetzt ist, stehen die Isotope der beiden Elemente Aluminium und Beryllium in einem bestimmten Verhältnis zueinander. Wird der Quarz von der kosmischen Strahlung abgeschirmt, in diesem Fall durch die Höhle, setzt der radioaktive Zerfall der Isotope ein. Aus der Differenz des normalen Verhältnisses zu dem des fossilen Gesteins lässt sich das ungefähre Alter des Quarzes berechnen.

Die Forscher erwarten, dass dank der Aluminium-Beryllium-Methode künftig auch andere Hominiden-Funde genauer datiert werden können. Dies wäre ein wichtiger Beitrag zum Aufbau einer durchgängigen Chronologie und zum besseren Verständnis der menschlichen Entwicklung.

DDP/AFP

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