Kurz vor der Verleihung der "richtigen" Nobelpreise in der kommenden Woche sind an der amerikanischen Elite-Universität Harvard die höchsten Auszeichnungen für unwahrscheinliche und skurrile Forschungsarbeiten, die Ig-Nobelpreise, vergeben worden. Bahnbrechende Forschungen zum Sexleben von Flughunden, zur Schleimausscheidung von Walen und einer gewöhnungsbedürftigen Schmerztherapie wurden ausgezeichnet. Wie seit einigen Jahren üblich überreichten richtige Nobelpreisträger die Preise.
"Ig-Nobel" ist ein Wortspiel mit "ignoble", was "unwürdig", "schmachvoll" und "schändlich" bedeuten kann. Ausgezeichnet werden kuriose, überraschende oder unwichtige Resultate. Ausschlaggebend für die Juryentscheidung ist nach Angaben von Preisgründer Marc Abrahams, dass die Arbeiten "zunächst Menschen zum Lachen, dann zum Nachdenken bringen".
Kriterien, die auch von den diesjährigen Preisträgern erfüllt werden. Den Ig-Friedensnobelpreis gewannen Professor Richard Stephens und seine Studenten für die von ihnen nun wissenschaftlich untermauerte Erkenntnis, dass Fluchen schmerzlindernd wirken kann. Der Professor machte die Erfahrung, als er sich mit dem Hammer auf den Daumen schlug und ihm dabei ein nicht druckbarer Fluch entfuhr, nach dem er sich aber besser fühlte. Kurz darauf brachte seine Frau die gemeinsame Tochter auf die Welt und bei den besonders langen und schmerzhaften Wehen soll sie so geflucht haben, das selbst ein Seemann errötet wäre. Sie habe sich danach bei der Hebamme entschuldigt, die allerdings gemeint habe, das sei doch nichts Besonderes, berichtete Stephens und fügte wissenschaftlich ernst hinzu: "Was wir denken ist, dass beim Fluchen eine innere Reaktion in einem selbst erzeugt wird, die das Nervensystem anregt und eine Kampf- oder Fluchtreaktion auslöst."
Bakterien für die Gäste
Der Ig-Nobelpreis für Biologie ging an sieben chinesische Forscher, die dokumentierten, dass es im Liebesleben von Flughunden auch Oralsex gibt. Im Fachbereich Medizin holten zwei niederländische Wissenschaftler den Anti-Nobelpreis, die als Therapie für Asthma-Erkrankungen einen Ausflug in Russlands Berge empfehlen. Britisch-mexikanische Forscher wurden für ihre Idee, mit einem ferngesteuerten Helikopter Wal-Schnodder einzusammeln, in der Kategorie Technik ausgezeichnet. Ihr Projekt trägt den Titel: "Ein neues nichtinvasives Instrument zur Überwachung von Krankheiten bei freilebenden Walen und dessen Bedeutung für Schutzprogramme." Der Physik-Preis ging an neuseeländische Forscher, die herausfanden, dass ein Paar über die Schuhe gezogene Socken bei Glatteis mehr Halt auf der Straße gibt. Den Gesundheitspreis erhielten Forscher, die Krankheitskeime in Bärten nachwiesen.
Alle Preisträger bis auf eine Ausnahme waren unter den 1200 Gästen der seit 20 Jahren stattfindenden Veranstaltung. Nur die Manager von Goldman Sachs, AIG, Lehman Brothers, Bear Stearns, Merril Lynch und Magnetar wollten nicht den sarkastischen Ig-Wirtschaftsnobelpreis für die Erfindung und Förderung neuer Investitionen haben, "die finanziellen Zuwachs maximieren und finanzielles Risiko minimieren". Der Chefredakteur der "Annals of Immprobable Research", Marc Abrahams, sagte, schon der Versuch, Einladungen auszusprechen, sei bei den Mitverantwortlichen der schweren Finanzkrise auf eine Mauer des Schweigens geprallt. "Sie haben nie geantwortet, noch nicht einmal mit einem 'Nein, danke'." Der Management-Preis ging an drei Wissenschaftler, die mathematisch bewiesen, dass die Organisationen effizienter werden, die Beförderungen nach dem Zufallsprinzip vornehmen.
Auch die Gäste durften einen kleinen satirischen Preis mit nach Hause nehmen: Bakterien, überreicht mit der Eintrittskarte. Und sie wurden mit der Weltpremiere der "Bacterial Opera" unterhalten, die von Abenteuern kleiner Lebewesen erzählt, die auf dem Schneidezahn einer Frau leben. Eine Preisträgerin aus dem vergangenen Jahr, sorgte auch diesmal wieder für Lacher. Die Medizinerin Elena Bodnar von der Universität von Chicago präsentierte erneut ihre Erfindung, für die sie 2009 ausgezeichnet wurde. Einen BH, der sich in Notfällen in eine Gasmaske verwandelt.