Sowohl Frauen als auch Männer halten Schmerz länger aus, wenn sie dabei fluchen. Forscher um Richard Stephens von der Universität in Keele berichten dies in der Fachzeitschrift "Neuroreport".
Die Wissenschaftler maßen die Schmerztoleranz der Probanden mit einem einfachen Test: 38 Männer und 29 Frauen mussten ihre Hand so lange wie möglich in einen Behälter mit kaltem Wasser halten. Währenddessen sagten sie ein selbst ausgewähltes Schimpfwort auf. Im zweiten Versuchsteil hielten die Probanden wieder ihre Hand ins Wasser, diesmal wiederholten sie jedoch ein neutrales Wort. Das Forscherteam maß dabei jeweils den Puls und die Schmerzempfindung der Teilnehmer. Das Ergebnis: Unter den Flüchen konnten Frauen wie Männer ihre Hand länger in das Eiswasser halten und empfanden den Schmerz als weniger schlimm. Dennoch gab es Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Bei fluchenden Frauen nahm die Schmerzempfindung deutlich stärker ab als bei den männlichen Probanden. Auch ihr Puls stieg stärker an.
Fluchen als jahrhundertealtes Phänomen
Die genaue Verbindung zwischen der erhöhten Schmerztoleranz und dem Fluchen ist den Wissenschaftlern bislang noch nicht klar. Sie vermuten aber, dass Fluchen einen natürlichen Mechanismus zur Verteidigung oder zur Flucht auslöst. Der erhöhte Puls steigert möglicherweise die Bereitschaft zur Aggressivität, die dabei hilft, Schwächen im Zusammenhang mit Schmerz herunterzuspielen. "Fluchen ist ein jahrhundertealtes universelles menschliches Phänomen, das wahrscheinlich in der rechten Hirnhälfte verankert ist", sagt Stephens. Möglicherweise aktiviere das Schimpfen Areale, die Emotionen steuern.
Weil durch Fluchen Schmerz oft übertrieben dargestellt wird und größer erscheint, als er eigentlich ist, hatten die Forscher den gegenteiligen Effekt erwartet. Ihre Vermutung, nämlich dass Schimpfwörter das subjektive Schmerzempfinden steigern, stellte sich nun jedoch als falsch heraus.