"Animals in Love" Tiere ganz intim

Von Kai Kupferschmidt
Wenn es um Sex geht, sind tierische Vergleiche schnell da: Jemand ist ein Hengst oder ein Lustmolch, eine Sau oder ein geiler Bock. Schließlich verbinden wir die Lust stets mit der tierischen Natur des Menschen. Naturfilmer Laurent Charbonnier zeigt, wie Tiere die Sache angehen.

Die meisten Spielarten von Zärtlichkeit empfinden wir als zutiefst menschlich: das Küssen etwa oder das Schmusen. Wie Tiere Zuneigung und Leidenschaft ausdrücken, will der französische Naturfilmer Laurent Charbonnier in "Animals in Love" zeigen. Dafür ist er mit seinem Team zwei Jahre lang um die Welt gereist. In zahlreichen Ländern haben sie das Filmmaterial gesammelt, das jetzt auf 89 Minuten zusammengekürzt rund 80 Tierarten zeigt, beim Buhlen und Balzen, beim Locken und Liebäugeln - und beim Sex. Der Film ist ab dem 31. Juli im Kino zu sehen.

In Heißluftballons und auf Baumwipfeln haben die Doku-Spanner ihre Kameras positioniert, um einen möglichst guten Blick auf das tierische Gehabe zu ergattern. Entstanden ist dabei ein überraschendes und vielseitiges Porträt von Liebe, Sex und Zärtlichkeit in der Tierwelt, mit küssenden Kängurus und züngelnden Bergziegen, schnäbelnden Papageien, tänzelnden Haubentauchern und schmusenden Elefanten.

Grandioser Soundtrack, tolle Bilder

Der Nachteil: Reich an Informationen ist der Film leider nicht. Die Tiere werden nicht benannt, der Kommentar am Anfang und am Ende des Films ist nicht viel mehr als verklärende Naturpoesie. Charbonnier will seinen Film offensichtlich als Kunstwerk verstanden wissen. Lässt man die Bilder einfach nur auf sich wirken, so ist das auch gelungen. Dazu trägt vor allem der grandiose Soundtrack von Philip Glass bei. Er komponierte schon für Filme wie "The Hours" und "Die Truman Show" die Musik. Bei "Animals in Love" kann er mit den verschiedenen Geräuschen aus der Tierwelt experimentieren. So bildet Glass mit Holzinstrumenten ein Gefühl von Flattern und Glitzern nach und greift das Thema der Zweisamkeit auf, indem er Instrumente paart. Musik und Bilder verschmelzen so zu einem beeindruckenden Werk, das die Schönheit der Natur feiert.

Wie andere Tierdokumentationen der vergangenen Jahre lädt auch "Animals in Love" zur Personifizierung ein, zur Vermenschlichung der Tiere. Manche der Szenen erinnern so frappierend an menschliches Verhalten, dass es schwer fällt, den Tieren nicht menschliche Gefühle zuzuschreiben.

Dabei hat das Ganze mit Gefühlen erst einmal nichts zu tun. Die eigentliche Botschaft ist eine andere: Vom tierischen Verhalten führt ein sehr kurzer Weg zum menschlichen. Es steckt eben eine ganze Menge Tier in jedem Einzelnen von uns. Nicht nur beim Sex.

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