Affen Wetterfühlige Obstgärtner

Affen lassen sich bei der Futtersuche vom Wetter leiten: Sie werten Temperatur und Sonneneinstrahlung aus und entscheiden danach, ob sich der Besuch eines reifen Feigenbaums lohnt oder nicht.

Das haben schottische Forscher bei der Beobachtung einer Gruppe Mantelmangaben im Kibale-Nationalpark in Uganda entdeckt. Die Fähigkeit der Tiere, den Zusammenhang zwischen dem Wetter und dem Reifen der Früchte zu erkennen, macht die Futtersuche sehr effizient - ein Vorteil, der möglicherweise eine der Triebfedern bei der Evolution der geistigen Fähigkeiten von Primaten gewesen sein könnte, glauben die Forscher. Sie stellen ihre Studie in der Fachzeitschrift "Current Biology" vor (Bd. 16, S. 1232).

Nur ertragreiche Bäume werden wieder aufgesucht

210 Tage lang folgten Karline Janmaat und ihre Kollegen von der Universität in St. Andrews einer gut 20-köpfigen Mangabengruppe von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang kreuz und quer durch den Kibale-Wald. Jedes Mal, wenn die Tiere einen Feigenbaum aufsuchten, registrierten die Forscher, ob der Baum überhaupt Früchte trug und wenn ja, ob diese reif waren oder nicht. Zusätzlich zeichneten sie die Tagestemperaturen auf und hielten fest, ob die Sonne schien oder der Himmel bedeckt war. Das Ergebnis: Die Affen suchten nur solche Bäume mehr als einmal auf, die bei ihrem ersten Besuch Früchte getragen hatten. Dabei war die Wahrscheinlichkeit einer zweiten Stippvisite sehr viel größer, wenn es zuvor einige Tage lang sonnig und warm gewesen war.

Weitere Tests zeigten, dass die Mangaben ihre Entscheidung tatsächlich vom Wetter abhängig machten und sich nicht vom Geruch oder dem Aussehen reifer Früchte leiten ließen. Auch spielte es keine Rolle, ob am Tag des ersten Besuchs die Sonne geschienen hatte oder nicht. Daher sei es unwahrscheinlich, dass die Tiere bestimmte Bäume mit schönem Wetter assoziierten und sie deswegen erneut aufsuchten, schreiben die Forscher. Vielmehr können sich die Affen ihrer Ansicht nach gleichzeitig an das Wetter mehrerer Tage erinnern, die Position der vielversprechendsten Feigenbäume im Kopf behalten und zusätzlich auch noch eine geistige Verbindung zwischen Temperatur, Sonnenschein und dem Reifen der Früchte herstellen. Wie genau die Tiere die relativ geringen Temperaturunterschiede registrieren, müsse in weiteren Studien untersucht werden, schreiben die Forscher.

Evolutionärer Vorteil

Das Wetter zu berücksichtigen, mache die Futtersuche effektiver und sichere den Tieren Vorteile im Überlebenskampf mit anderen Spezies, schreiben die Wissenschaftler. Diese Vorteile könnten ihrer Ansicht nach während der Evolution maßgeblich an der Entwicklung der hohen Intelligenz von Primaten beteiligt gewesen sein. Bislang wurden dafür hauptsächlich die Herausforderungen des Lebens in einer komplexen sozialen Gruppe verantwortlich gemacht.

DDP

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