Albert Einstein Ingenieur des Universums

In einer großen Ausstellung wird Albert Einstein von allen Seiten beleuchtet: Mehr als 1000 Exponate aus aller Welt hat das Berliner Max-Planck-Institut dafür zusammengetragen.

Viele eigenwillig adressierte Briefe haben das Physik-Genie erreicht. Auf einem Kuvert stand: "Dr. Albert Einstein - Chief Engineer of the Universe". Ein Jahrhundert später ist diese Ansprache Titel eines Herzstücks des Einsteinjahres 2005 geworden: Die Ausstellung "Albert Einstein - Ingenieur des Universums" im Berliner Kronprinzenpalais am Boulevard Unter den Linden soll von Pfingstmontag bis Ende September einem breiten Publikum Lust am Abenteuer Wissenschaft vermitteln.

Mehr als 1000 Exponate aus allen Teilen der Welt hat das Berliner Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte zusammengetragen, um Einstein, seine wissenschaftlichen Leistungen und ihre Bedeutung für den heutigen Alltag anschaulich und verständlich darzustellen. Im Zentrum stehen Einsteins Erkenntnisse aus dem "Wunderjahr 1905", darunter seine allgemeine und spezielle Relativitätstheorie, die das Verständnis von Raum, Zeit, Materie und Strahlung radikal verändert haben, und seine weltbekannte Formen E = mc2 (Energie ist gleich dem Produkt aus Masse und dem Quadrat der Lichtgeschwindigkeit), die besagt, dass sich Masse in Energie umwandeln lässt und umgekehrt.

Einsteins Erkenntnisse stellten alles auf den Kopf

Unterteilt ist die Ausstellung in drei Abteilungen. Im Erdgeschoss des Kronprinzenpalais wird der Besucher mit den damaligen wissenschaftlichen Weltbildern vertraut gemacht, mit den damals gültigen Erkenntnissen über unsichtbare Kräfte wie Wärme, Licht, Strahlung, Schwerkraft, Magnetismus und Elektrizität. Gezeigt werden historische Experiment-Anordnungen, Filme aus jener Zeit, aber auch ganz persönliche Dokumente. Zu sehen ist zum Beispiel die Einladung zur Eröffnungsfeier der elektrischen Beleuchtung der Stadt Schwabing mitsamt der Rechnung der väterlichen Elektrotechnik-Fabrik vom 28. Februar 1898 über 7400 Mark für die elektrische Zentrale und zehn Bogenlampen.

Ausgehend von dieser geordneten Welt der Physik am Ende des 18. Jahrhunderts wird dann in der ersten Etage gezeigt, wie Einsteins neue Erkenntnisse alles auf den Kopf stellten. Animationen und Filme veranschaulichen den Durchbruch, mit dem Einsteins akademische Karriere begann.

Der politische Mensch Einstein

Ein großer Teil dieser Abteilung ist auch dem politischen Menschen Einstein gewidmet, der seine Popularität nutzte, um sich für Demokratie, Frieden und Menschenrechte zu engagieren, der sich gegen Diffamierungen auf Grund seines jüdischen Glaubens zur Wehr setzen musste, der aus Hitler-Deutschland emigrierte und der noch am 9. Juli 1955, wenige Tage vor seinem Tod, das vom britischen Philosophen und Mathematiker Bertrand Russell verfasste Manifest gegen die Entwicklung der Wasserstoffbombe und für einen Kernwaffenverzicht unterzeichnete.

Dieses Russell-Einstein-Manifest wurde Bezugspunkt des Engagements von Wissenschaftlern für Frieden und Abrüstung, Vorbild für die zwei Jahre später folgende "Göttinger Erklärung" deutscher Nuklearwissenschaftler gegen die geplante atomare Bewaffnung der Bundeswehr.

Ohne Relativitätstheorie keine Satellitennavigation

In der dritten Abteilung erfährt der Besucher, wie Einsteins Theorien die heutige Wissenschaft, Technik und Kultur beeinflusst haben. Er erkennt beispielsweise den direkten Weg von Einsteins ebenfalls 1905 veröffentlichter Arbeit zum Photoelektrischen Effekt, für die er 1921 den Nobelpreis bekam, zu allen heutigen Geräten, in denen Licht in Elektrizität ungewandelt wird, von der Solarzelle zur Stromerzeugung über den CD-Player bis zur Digitalkamera. Und er begreift, dass sein hochmodernes GPS-Gerät, das ihm im Auto den Weg weist, ohne die Relativitätstheorie nur Schrott wäre.

In jeder Etage stehen Fachleute bereit, die den Besuchern die einzelnen Stationen und Exponate erklären. An mehr als 50 Medienstationen kann man sich zudem interaktiv mit den Ausstellungsgegenständen befassen und vertiefende Informationen abfragen.

Zur Eröffnung am Montag ist am Palais ein Gartenfest mit Attraktionen für Jung und Alt vorgesehen. Schon außerhalb der Ausstellung, die am ersten Tag bei freiem Eintritt besucht werden kann, wird man sich in einem Quiz mit dem Jahrhundertgenie beschäftigen können. Hauptgewinn: Eine Reise zur Einsteinausstellung in Bern.

Detlef Rudel/AP

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