Amerikanische Archäologen haben in einer alten Ruinenstätte im Norden Guatemalas Inschriften entschlüsselt, die Auskunft über die Machtkämpfe zwischen den Maya- Stadtstaaten im siebten Jahrhundert geben. Wie die »New York Times« am Donnerstag unter Berufung auf die Vanderbilt University und die National Geographic Society berichtete, wurden die Schriftzeichen auf einer versunkenen Tempeltreppe in Dos Pilas, rund 200 Kilometer nördlich von Guatemala-Stadt, erst vor einem Jahr gefunden. Es handele sich um einen der längsten bekannten Maya-Texte.
Die Hieroglyphen-Texte berichten von den Taten des Maya-Fürsten Balaj Chan K?awiil, eines 625 geborenen Herrschers von Dos Pilas. Er war in Kämpfe zwischen der Mayametropole Tikal, 110 Kilometer nordöstlich von Dos Pilas, und der im heutigen mexikanischen Staat Campeche gelegenen Stadt Calakmul verwickelt und verbündete sich mal mit dem einen, mal mit dem anderen Machtzentrum. Die Texte untermauern dem Bericht zufolge die schon früher vertretene These, dass die Rivalität zwischen Tikal und Calakmul die klassische Mayawelt in ihren Grundfesten erschütterte. Aus bisher nicht geklärten Gründen wurden alle großen Städte bis etwa 800 aufgegeben. Von allen präkolumbischen Kulturen hatten die Maya das am weitesten entwickelte Schriftsystem.