Artenvielfalt In Äquatornähe tobt das Leben - nur in der Tiefsee ist das anders

Die Artenvielfalt ist in Äquatornähe immens. Das gilt für das Land und flache Gewässer - nicht aber für die Tiefsee, haben Forscher herausgefunden. Entscheidend ist dort ein anderer Faktor.

Anders als in flacheren Gewässern oder an Land ist die Artenvielfalt der Tiefsee in den Gewässern der mittleren bis hohen Breitengrade - also näher an den Polen - am höchsten. Sie wird dort auch nicht von der Temperatur beeinflusst, sondern unter anderem von der Verfügbarkeit von Nahrung, berichtet ein internationales Wissenschaftler-Team im Fachblatt "Nature". Die Forscher hatten die globale Verteilung von Schlangensternen untersucht, engen Verwandten der Seesterne. Ihre Studie stelle eine wesentliche Grundlage für den Schutz der durch Tiefsee-Fischerei und die Ausbeutung von Bodenschätzen bedrohten Artenvielfalt dar, erklären sie.

Die einzigartige Lebenswelt der Tiefsee sei bisher nur an wenigen Regionen erforscht, schreiben die Forscher um Skipton Woolley von der University of Melbourne (Victoria/Australien). Dabei bedeckten Tiefsee-Lebensräume mehr als die Hälfte der Oberfläche unseres Planeten. Das Absinken organischer Materie auf den Meeresboden sei ein wesentlicher Teil des Kohlenstoffkreislaufs und unseres Klimas.

Die Wissenschaftler untersuchten die globale Verteilung von 2099 Arten von Schlangensternen (Ophiuroidea) in Gewässern unterschiedlicher Tiefe - von flachen Gewässern an der Küste über den Bereich des Festlandsockels und des Kontinentalhangs bis hin zur Tiefsee. Die Daten stammten von mehr als 1500 Forschungsexpeditionen. Schlangensterne dominierten die Fauna in vielen Tiefsee-Lebensräumen.

Flachere Gewässer liefern Nachschub für Tiefsee

Die Forscher fanden, dass in den flacheren Gewässern die größte Artenvielfalt im tropischen Indo-Westpazifik und der Karibik in Breitengraden von 0 bis 30 zu finden ist. Sie wird vor allem von der Temperatur beeinflusst. In der Tiefsee hingegen sei die größte Artenvielfalt weiter in Richtung der Pole zu finden, zwischen dem 30. und 50. Breitengrad. 

Sie steige mit der Verfügbarkeit von chemischer Energie in Form von Kohlenstoffverbindungen, was wiederum die Verfügbarkeit von Nahrung widerspiegele. Zudem nimmt die Artenvielfalt in Nähe eines Kontinentalrands zu, berichten die Forscher weiter. Dies bestätige die Theorie, dass flachere Gewässer kontinuierlich Nachschub für die Tiefsee liefern.

Die geografischen Breitengrade geben im Winkelmaß die nördliche oder südliche Entfernung vom Äquator an. Sie reichen von null Grad am Äquator bis zu plus beziehungsweise minus 90 Grad an den beiden Polen. 

lea/DPA

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