Biologisch betrachtet ist der Filmheld Nemo ein Amphiprion ocellaris. So heißt eine von insgesamt 28 Clownfischarten, die es auf der Welt gibt. Die Tierchen dieser Gattung werden bis zu 13 Zentimeter lang und sind in den tropischen und subtropischen Teilen des Indischen Ozeans sowie des West-Pazifiks zu Hause, überwiegend in den oberen Wasserschichten (bis 50 Meter Tiefe).
Die Fische charakterisiert ein auffälliges Muster: Über ihre gelben, orangefarbenen oder braunen Körper ziehen sich ein oder mehrere weiße Streifen. Die grellen Farben helfen den Tieren, einander in den prächtigen Korallenriffen, die sie besiedeln, zu erkennen. Gleichzeitig dienen sie der Tarnung: denn aus der Ferne sind die Clownfische für Fressfeinde in den bunten Korallen kaum auszumachen. "Und wenn die Tiere ein wenig in die Dunkelheit der Tiefe abtauchen, verschwimmen ihre Farben ohnehin zu unscheinbarem Grau", sagt der Frankfurter Meeresexperte und Unterwasserfotograf Helmut Debelius.
Symbiose mit der Seeanemone
Alle Clownfisch-Arten leben in Symbiose mit den meist auf Korallenriffen haftenden Seeanemonen; die Fische "wohnen" zwischen den Tentakeln dieser festsitzenden Tiere. Clownfische sind tagaktive Wesen; die Nacht verbringen sie in ihrem "Heim". Kurz vor Sonnenaufgang verlassen sie es, um Plankton zu fressen. Wenn Gefahr droht, schwimmen sie sofort wieder zurück zu ihrem Wirt. Denn die Seeanemone bietet den Fischen idealen Schutz vor Räubern: Ihre Tentakel sind mit giftigen Nesselkapseln bestückt, mit denen sie ihre Beute, etwa Planktontierchen, kleine Fische und Krebse, betäubt, bevor sie sie verspeist.
Die Anemonenfische, wie die Clownfische auch genannt werden, immunisieren sich gegen diese Waffen. Wenn der Bewohner in sein "Haus" einzieht, streicht er zunächst vorsichtig an den Tentakeln entlang und nimmt so Stoffe des Nesseltieres in die Schleimschicht um seinen Körper auf - später erkennt die Anemone dann ihre eigenen Substanzen und duldet den Fisch in ihrer Nähe. Die Beziehung zwischen Wirt und Gast ist keineswegs einseitig. Die Fischchen schützen auch die Seeanemone - etwa wenn ein hungriger Schmetterling- oder Falterfisch naht, dem die Gifte nichts ausmachen. Dann greift der Clownfisch den Feind blitzschnell an und versucht, ihn mit dem Klappern seiner Kiemendeckel zu verscheuchen. Auch Taucher können diesen Kampfgeist erleben. "Einige Tiere hauen ganz schön kräftig gegen die Brille", sagt Debelius.
Erst Mann, dann Frau
Clownfische kommen stets als Männchen zur Welt. Erst wenn sie älter und größer werden, wechseln sie - hormongesteuert - das Geschlecht. Stirbt das Weibchen eines Pärchens, mutiert das Männchen zur Fischfrau und tritt an dessen Stelle. Ein umherstreunendes Männchen nimmt dann die Rolle des Sexualpartners ein.
Wenn die Zeit reif ist, beginnt dieser Fischmann mit dem Hochzeitstanz. Er zupft mit dem Maul an den Tentakeln seiner Seeanemone, bis die sich zurückziehen und einen Flecken Felsen oder Korallengerüst freigeben. Dann säubert der Clownfisch-Kerl diesen Untergrund, das Weibchen kommt angeschwommen, und während eines gemeinsamen Zickzacktanzes legt es 100 bis 1000 Eier, die das Männchen befruchtet. Gut zwei Wochen später schlüpfen die Jungen. Wenn sie nicht vorher als Laich gefressen werden.