Evolution Älteste Fossilien des modernen Menschen entdeckt

Wissenschaftler haben in Äthiopien drei 160.000 Jahre alte Schädel gefunden und damit vermutlich die ältesten Fossilien des fast modernen Menschen.

Wissenschaftler haben in Äthiopien drei 160.000 Jahre alte Schädel gefunden und damit vermutlich die ältesten Fossilien des fast modernen Menschen. Das Forscherteam erklärte, die fast vollständig erhaltenen Schädel illustrierten einen wichtigen Schritt in der menschlichen Evolution. Damals hätten sich offenbar die Gesichtszüge des modernen Menschen entwickelt.

Schädel "fast modern"

Die Schädel zeigen moderne Charakteristika: eine hervorstehende Stirn, ein flaches Gesicht und reduzierte Augenbrauen. "Sie sind nicht ganz modern, aber sie sind auf dem Weg", sagte Tim White, ein Paläontologe von der Universität von Kalifornien, der das internationale Team in Äthiopien leitete. "Sie sind dicht genug dran, um als Homo sapiens bezeichnet zu werden." Bislang galten 130.000 bis 100.000 Jahre alte Fossilien aus Afrika als die frühsten Nachweise des Homo sapiens, wie White erklärte. Diese seien jedoch weit weniger gut erhalten gewesen.

Neue Unterart: Homo sapiens idaltu

Die neuen Schädel, die im Wissenschaftsmagazin "Nature" vom Donnerstag beschrieben werden, sind zwischen 160.000 und 154.000 Jahre alt. White und seine Kollegen ordneten die neuen Wesen einer Unterart zu, die sie Homo sapiens idaltu tauften. Idaltu bedeutet in der Sprache der Afar "der Ältere".

Auch andere Wissenschaftler waren sich mit White einig, dass die Schädel einen weiteren Beweis für die so genannte Wiege der Menschheit in Afrika liefern. Sie erklärten, moderne Menschen habe es erstmals vor 100.000 bis 200.000 Jahren gegeben - in Afrika, und nicht wie vielfach angenommen an mehreren Orten in Europa, Asien und Afrika. Der Forscher Rick Potts sagte, die Schädel seien unbestreitbar modern. Er kritisierte deshalb die Entscheidung des Äthiopien-Teams, die Schädel einer neuen Unterart des Homo sapiens zuzuordnen.

Schädelfund in Äthiopien untermauert Afrika als Ursprung des modernen Menschen

Auch der Paläontologe Philip Rightmire von der Universität von New York sprach von einem spektakulären Fund. Die Schädel bewiesen eindeutig den afrikanischen Ursprung des modernen Menschen und widerlegten damit die Theorie eines multiregionalen Ursprungs, sagte er. Anhänger der Theorie bestritten dies und erklärten, menschliche Fossilien gleichen Alters seien in Europa, China und Indonesien gefunden worden.

Die Schädel wurden in einer Gegend etwa 225 Kilometer nordöstlich der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba entdeckt. Die fast vollständigen Schädel gehörten einem männlichen Erwachsenen und einem Kind, der dritte war nur teilweise erhalten. Außerdem wurden Schädelteile von zehn weiteren Menschen gefunden, denen jedoch die Unterkiefer und alle Knochen unterhalb des Halses fehlten. White erklärte, zwei der Schädeln seien offenbar Haut und Fleisch abgezogen werden, was auf alte Totenriten oder Kannibalismus hinweise.

Rick Callahan

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