Ein einzelnes Gen kann Forschern zufolge Fettleibigkeit verursachen. Viele dicke Menschen haben eine besonders aktive Form des Gens GAD2, die einen übermäßigen Appetit auslöst. Diese Entdeckung eröffne ganz neue Behandlungsmöglichkeiten, teilte das Imperial College in London mit. Ärzte könnten in Zukunft vielleicht schon im Kindesalter feststellen, wer eine ererbte Veranlagung für übermäßiges Essen hat. Die Ernährung und Lebensweise dieser Kinder könne besonders kontrolliert werden. Genetische Faktoren seien jedoch nicht die alleinige Erklärung dafür, dass jemand zu dick werde.
Das Gen GAD2 erhöht die Produktion des Nervenbotenstoffs GABA, fanden die Forscher heraus. Wenn GABA in einer bestimmten Gehirnregion mit einem anderen Molekül reagiert, wird der Appetit angeregt. Die Wissenschaftler vermuten, dass Menschen mit einer besonders aktiven Form des Gens besonders viel GABA aufbauen und sie dadurch zu viel essen. Die Entdeckung der Genfunktion könnte erklären, warum Fettleibigkeit überall auf der Welt zunimmt, meint Studienleiter Prof. Philippe Froguel.
Die Forscher hatten die Gene von 576 übergewichtigen mit 646 normalgewichtigen Franzosen verglichen. Andere Wissenschaftler haben schon mehrere Gene entdeckt, die eine Rolle bei Fettleibigkeit spielen. GAD2 sei jedoch eines der ersten, das "Gen für Fettsucht" genannt werden könne, betonte das Imperial College.