Infektionen Neues Sars-Virus könnte jederzeit wieder auftauchen

Im Tierreich lauern einer chinesischen Studie zufolge möglicherweise noch zahlreiche eng mit dem Sars-Virus verwandte Erreger.

Im Tierreich lauern einer chinesischen Studie zufolge möglicherweise noch zahlreiche eng mit dem Sars-Virus verwandte Erreger. Mit dem weltweiten Sars-Ausbruch des vergangenen Jahres ist demnach nicht zum ersten Mal ein Virus dieser Gruppe von Wildtieren auf den Menschen übergesprungen. Bo Jian Zheng von der Universität Hongkong und Kollegen haben in Blutproben von Menschen, die 18 Monate vor dem Sars-Ausbruch im November 2002 genommen wurden, Antikörper gegen Sars- oder eng verwandte Coronaviren aus dem Tierreich gefunden, wie das britische Wissenschaftsjournal "Nature" im Internet berichtet.

Sars war kein Einzelfall

Das Team um Zheng hatte 938 ursprünglich für eine Hepatitis-Studie genommene Blutproben vom Mai 2001 analysiert. Dabei entdeckten sie in 17 Fällen Antikörper gegen das Sars-Virus oder seine Verwandten aus dem Tierreich. Dies weise darauf hin, dass die Bevölkerung von Hongkong schon lange vor dem Sars-Ausbruch diesem Virus oder eng verwandten Erregern ausgesetzt gewesen sei, schreibt "Nature". Die Infektionen stammten vermutlich von Wildtiermärkten oder einem durch Tierviren verunreinigten Umfeld, meint Zheng.

Die Studie legt nahe, dass das Überspringen der Artgrenze vom Tier zum Mensch durch Sars kein einmaliges Ereignis war. Dem niederländischen Virologen Albert Osterhaus von der Rotterdamer Erasmus-Universität zufolge könnte eine ganze Familie Sars-ähnlicher Viren seit Jahren in Wildtieren lauern, die meist jedoch nur zu leichten Infektionen führen.

Auch beim ersten bestätigten Sars-Fall in China seit dem Sommer vermuten Experten als Ursache keine Ansteckung von Mensch zu Mensch, sondern eine erneute Infektion aus dem Tierreich.

Wildtierhändler hatten Sars-Antikörper

Etwa 40 Prozent der Wildtierhändler und 20 Prozent der Schlachter hätten bei einer anderen Untersuchung auf einem südchinesischen Markt Antikörper gegen Sars-Viren oder verwandte Erreger gehabt, betont das Team um Zheng in der im US-Fachblatt "Emerging Infectious Diseases" vom Februar veröffentlichten Studie. Keiner der Untersuchten hatte in den sechs Monaten vor den Tests Sars-ähnlichen Symptome.

Der Virologe Christian Drosten vom Hamburger Bernhard-Nocht- Institut für Tropenmedizin, der als erster das Sars-Virus identifiziert hatte, mahnte allerdings eine wesentlich größere Untersuchung an, bevor aus der Beobachtung Schlüsse gezogen werden. Die Forscher um Zheng wollen nun Blutproben von 10 000 Gesunden aus Sars-Antikörper untersuchen.

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