Die Schweizer Gletscher schmelzen so stark wie nie zuvor. In der Messperiode 2002/2003 wurden Längenverluste von bis zu 152 Metern festgestellt. Kein einziger Gletscher konnte vorstoßen, und die Massenverluste erreichten neue Höchstwerte, wie die Schweizerische Akademie der Naturwissenschaften (SANW) am Dienstag bekannt gab. Dank der Gletscherschmelze gab es im Rekordsommer aber keine Wasserknappheit.
Maximalverluste der 90er-Jahre übertroffen
Die Auswertung der Daten von 96 der beobachteten 110 Gletscher ergab, dass alle ausnahmslos an Länge und Masse eingebüßt haben. Die registrierten Längenverluste reichten von einem Meter am Schwarzgletscher bis zu 152 Metern am Triftgletscher. Erstmals wurde kein vorstoßender oder stationärer Gletscher beobachtet. Dies führen die Wissenschaftler aber nicht direkt auf den extrem warmen Sommer zurück, denn die Gletscherlänge reagiert verzögert auf Klimaveränderungen.
Die klimatischen Verhältnisse des vergangenen Jahres spiegeln dagegen die viel aufwändigeren Untersuchungen über den Massenhaushalt der Gletscher wider, die Bilanz zwischen Schneezuwachs und Eisabtrag. Untersucht wurden dafür die drei Gletscher Basodino, Gries und Silvretta. Alle drei Gletscher haben sehr viel Masse eingebüßt und die bisherigen Maximalverluste aus den 90er Jahren deutlich übertroffen.
Heiße Sommer sind schlecht für die Gletscher
Der Griesgletscher im Nufenengebiet weist mit vier Metern den größten Verlust auf. Dies entspricht fünf Prozent seines Gesamtvolumens. Den geringsten Verlust erlitt der im Osten am Alpennordhang liegende Silvrettagletscher im hinteren Prättigau mit rund zwei Metern Eis.
Für eine positive Massenbilanz wären nach Auskunft der Experten in erster Linie kühle und niederschlagsreiche Sommer notwendig. Im Gegensatz dazu wirkten sich schneearme Winter, gepaart mit warmen, strahlungsreichen Sommern fatal aus.
Der heiße und trockene Sommer des vergangenen Jahres hat mancherorts die Bedeutung der Gletscher als Wasserspeicher in Erinnerung gerufen, wie der Verantwortliche für das Messnetz, Andreas Bauder, in der „Neuen Zürcher Zeitung„ vom Dienstag schreibt. Auf Grund verstärkter Schmelze während der Sommermonate hätten die Gletscher dafür gesorgt, dass in den Schweizer Alpen keine ernsthafte Wasserknappheit aufgetreten sei.