Im Sommer nutzt fast jeder Mückenschutzmittel, um sich die kleinen Blutsauger vom Leib zu halten. Einer neuen Untersuchung zufolge sind viele dieser Produkte aber nicht unbedenklich: Der Wirkstoff Diethyl-3-Methylbenzamid oder kurz DEET, der häufig eingesetzt wird, kann Nerven schädigen - vor allem im Zusammenspiel mit anderen Substanzen. Französische Forscher haben bei Untersuchungen mit Zellkulturen nachgewiesen, dass DEET eine sogenannte Cholinesterase hemmt. Dies ist ein Enzym, welches Botenstoffe im Gehirn abbaut. Die Wissenschaftler um Vincent Corbel vom "Institut de recherche pour le développement (IRD)" in Montpellier veröffentlichten ihre Studie im Fachjournal "BMC Biology".
Schädliche Dosis muss genauer erforscht werden
Die Ergebnisse der Franzosen beziehen sich ausschließlich auf Versuche im Reagenzglas. Die Studie würde Hinweise darauf geben, dass DEET giftig für den Menschen sei, sagte Holger Barth vom Institut für Pharmakologie und Toxikologie am Universitätsklinikum Ulm. Nun müsste in weiteren Studien aber geklärt werden, wie viel DEET bei den üblicherweise verwendeten Produktmengen tatsächlich über die Haut in den Körper und das Gehirn gelangt, und ob diese Dosis bereits schädlich ist. Auch die Wissenschaftler schreiben in ihrer Arbeit, dass weitere Forschung dringend nötig sei, um die vermutete nervenschädigende Wirkung für Menschen zu bestätigen oder zu verwerfen.
Seit 1953 wird DEET zur Abwehr von Insekten eingesetzt. Dieser sogenannte Repellent oder Abwehrstoff hält Mücken, Zecken, Bremsen und ähnliche Insekten lediglich fern - er tötet sie nicht. 200 Millionen Menschen nutzten DEET jährlich, heißt es in "BMC Biology". Auch bei staatlichen Gesundheitsprogrammen, etwa in afrikanischen Staaten und in anderen Ländern, in denen Malaria ein großes gesundheitliches Problem darstellt, ist der Wirkstoff das Mittel der Wahl.
Besonders gefährlich sei es aber, wenn DEET zusammen mit Insektiziden verwendet wird, denn der Stoff könne deren schädigende Wirkung steigern, schreiben die Forscher. Oft werden Kleidungsstücke oder Moskitonetze gegen Malaria-Mücken mit solchen Insektiziden präpariert. In Versuchen konnten die Forscher auch Wechselwirkungen zwischen DEET und sogenannten Carbamat-Insektiziden nachweisen: Sie seien bei kombiniertem Einsatz noch giftiger als vorher. Carbamate werden vor allem in der Landwirtschaft eingesetzt. Von ihnen ist bereits bekannt, dass sie eine bestimmte Cholinesterase hemmen und dadurch toxisch sind.