Orang-Utans können nicht schwimmen. Das wurde der zehnjährigen Leila zum Verhängnis. Ein Besucher des Tierparks Hagenbeck warf der Affendame ein Brötchen ins Gehege, doch der Snack landete im begrenzenden Wassergraben. Laila wollte sich das Brötchen holen, fiel ins Wasser - und ertrank. Das Füttern der Tiere ist verboten, Schilder weisen bereits darauf hin. Doch reichen diese Warnungen offensichtlich nicht aus. "Es ist vermehrt festzustellen, dass Besucher Verbotsschilder missachten"sagt Cheftierpfleger Walter Wolters. In einer ersten Reaktion hat der Zoo sechs neue Schilder aufgestellt, die deutlich machen sollen, wie gefährlich es ist, die Tiere zu füttern. Ob der Zoo eine Anzeige gegen Unbekannt erstattet, ist noch unklar. "Es ist die Frage, was uns das bringt. Leila ist tot und keiner kann sie uns wiederbringen", meint Wolters. Das Gehege soll trotz Leilas Tod nicht umgebaut werden.
Orang-Utans wagen sich für gewöhnlich nicht ins tiefere Wasser. Zwar gibt es aus Borneo Berichte, dass einige Menschenaffen in freier Wildbahn schwimmen, doch in Zoos hat man dies noch nie beobachtet. Allerdings ist der Unfall nicht der erste dieser Art: Im Jahr 2000 ertrank der 16-jährige Gorilla Arti im Zoo Hannover, als er beim Griff nach einer Porreestange das Gleichgewicht verlor und in den Wassergraben fiel.
Zooarchitekt Peter Rasbach berichtete im stern.de-Interview: "Es gibt einen Streit darüber, ob man Primatengehege mit Wassergräben begrenzen sollte. Seit Artis Unfall sind manche Zoodirektoren strikt gegen Wassergräben bei Primaten. Wir bauen Wassergräben zwar weiterhin, aber nur mit Sicherheitsgittern im Wasser oder mit Netzen, an denen sich die Affen notfalls herausziehen können."
Kopfüber ins Wasser gefallen
Im Wassergraben in Hagenbeck befinden sich Seile, doch das half Leila nicht. "Sie ist kopfüber ins Wasser gefallen und muss versucht haben, einzuatmen. Die Lunge hat sich wohl unmittelbar mit Wasser gefüllt. Sie ist nicht wieder aufgetaucht", berichtet Pfleger Wolters. Der Graben im Hamburger Tierpark ist an der tiefsten Stelle drei Meter tief, damit die Affen ihr Gehege nicht verlassen können. Das schreiben die Haltungsrichtlinien vor.
Einige Zoos bringen zur Sicherheit über der Wasseroberfläche Elektrodrähte an, sodass die Tiere einen leichten Schlag bekommen, wenn sie zu weit ins Wasser hinein waten. Doch auch diese Maßnahme hätte Leilas Unfall nicht verhindert. Zudem sind die Elektrozäune umstritten. "Affen beschäftigen sich auch mit dem Wasser, trinken daraus, waschen ihre Kuscheltücher darin - diese Beschäftigungsmöglichkeiten nimmt man den Tieren durch einen Elektrozaun", erklärt Wolters.
Vom Unfall selbst haben die acht anderen Orang-Utans in Hagenbeck nichts mitbekommen, sagt der Cheftierpfleger. "Jetzt, einen Tag später kann man beobachten, wie die Tiere nach Leila suchen - ganz besonders ihre Mutter."