Die Internationale Raumstation ISS wird weiter auf Vordermann gebracht: Ein amerikanischer und ein französischer Astronaut des angedockten Shuttle Endeavour stiegen am Sonntag ins All aus, um gleich eine ganze Serie von Arbeiten zu verrichten. Dazu gehörte die Inspektion eines defekten Instruments, das der Station bei der Stabilisierung hilft. Unterdessen richtete sich die neue ISS- Langzeitcrew, die am Freitagabend an Bord des Shuttle eingetroffen war, in ihrem neuen Domizil ein.
Greifer mit neuem Handgelenk
Der Ausstieg vom Sonntag war der erste von drei, die während der insgesamt zwölftägigen Mission der Endeavour geplant sind. Für Franklin Chang-Diaz und Philippe Perrin galt es unter anderem, an der ISS-Außenwand mehrere Schutzschilde gegen Mikro-Meteoritenteile zu verstauen, die im Juli dann am Service-Modul Swesda angebracht werden sollen. Außerdem wollten die Astronauten die Installation einer Plattform auf einem kleinen Schienenwaggon vorbereiten, der eines Tages den Roboterarm rund um die ISS befördern soll. Der »Greifer«, der während der Endeavour-Mission ein neues »Handgelenk« erhalten wird, soll später auf dieser Plattform befestigt werden.
Neue Langzeitcrew
Die Inspektion des Gyroskops kam als unplanmäßige Arbeit hinzu: Das Instrument - eines von vier an Bord der ISS - war erst am Samstag überraschend ausgefallen. Der Weltraumbehörde NASA zufolge funktionieren die drei anderen Gyroskope einwandfrei, so dass der Defekt keinerlei negative Auswirkungen habe. Die neue ISS-Langzeit-Crew - die Russen Waleri Korsun und Sergej Treschtschow sowie die Amerikanerin Peggy Whitson - wird gut vier Monate im All bleiben, um den Ausbau der Station voranzutreiben und wissenschaftliche Experimente durchzuführen. Das bisherige ISS-Trio - der Russe Juri Onufrienko sowie die Amerikaner Daniel Bursch und Carl Walz - soll an Bord der Endeavour am 17. Juni zur Erde zurückkehren. Dann haben sie zum ersten Mal seit Dezember wieder festen Boden unter den Füßen.
Taxi zur Erde
Schlechtes Wetter und technische Probleme hatten den Shuttle-Start um knapp eine Woche verzögert und damit die ISS-Crew zu einer unfreiwilligen Verlängerung ihres Aufenthaltes gezwungen. Umso größer war die Freude, als sich rund eine Stunde nach dem Anlegen der Endeavour die Verbindungstüren öffneten und sich die ISS-Bewohner und die sieben Ankömmlinge umarmen konnten. Bursch war so aufgeregt, dass er die Glocke der ISS zur Begrüßung des Shuttle sieben Minuten zu früh läutete. Walz jubelte: »Hier kommt unser Taxi nach Hause.«
Müllabfuhr
Viel Zeit zum Überschwang blieb indessen nicht. Denn schon kurz nach der Shuttle-Ankunft hieß es Auspacken und Umladen. Die Endeavour hat einen Container von der Größe eines Busses mit fast drei Tonnen Versorgungsgütern und Ausrüstung mitgebracht. Der Riesenbehälter wurde am Samstag mit dem Shuttle-Roboterarm aus der Endeavour- Ladebucht gehievt. Gefüllt mit Müll wird er an Bord der Endeavour wieder zur Erde zurückkehren.