Spezial Künstliches Leben - Teil 1

Es war der Traum Frankensteins, Leben zu erschaffen. Vielen drängt sich bei dem Begriff "künstliches Leben" unwillkürlich der Vergleich mit der verrückt-genialen Figur aus Mary Shelleys Roman auf. Doch auch Frankenstein setzte für sein Monster nur "alte" Teile neu zusammen.

Es war der Traum Frankensteins, Leben zu erschaffen. Vielen drängt sich bei dem Begriff "künstliches Leben" unwillkürlich der Vergleich mit der verrückt-genialen Figur aus Mary Shelleys Roman auf. Doch auch Frankenstein setzte für sein Monster nur "alte" Teile neu zusammen. Ein wirklich gänzlich neues Lebewesen erschuf er nicht.

Moderne Gentechnik und das Klonschaf Dolly sind heutzutage in gewisser Weise Sinnbild für Erschaffung von Leben aus Menschenhand, obwohl zu Unrecht: Beim Prozess des Klonens handelt es sich streng genommen nur um die Vervielfältigung eines schon vorhandenen Lebewesens.

Doch wie sieht es aus mit der Erschaffung von völlig neuem Leben? Und welcher Art wäre solches Leben?

Muss es immer Kohlenstoff sein?

Wir kennen Leben nur aus einem einzigen Fall, nämlich so wie es auf der Erde entstanden ist. Die Tatsache, dass uns nur dieses eine Beispiel des Lebens bekannt ist, macht es auch so schwierig, mögliche übergreifendere Charakteristika von Leben auszumachen. Ist Leben nur auf Kohlenstoff-Basis möglich, oder könnte man Lebewesen auch völlig andersartig konstruieren? Wäre es nicht möglich, dass irdisches Leben ein Spezialfall und in seiner Form einmalig ist? Vielleicht sind außerirdische Lebensformen, wenn es sie geben sollte, völlig andersartig konstruiert.

Forscher, die sich mit künstlichem Leben beschäftigen, glauben nicht, dass Leben zwangsläufig auf Kohlenstoff basieren muss. Sie halten es sogar für möglich, dass künstliches Leben gar anorganisch sein könnte.

Diese Frage zwingt uns darüber nachzudenken, was Leben überhaupt ist.

Was ist Leben? Eine definitive Antwort auf diese uralte Frage gibt es noch immer nicht, dennoch kann man einige Merkmale wenigstens unseres irdischen Lebens ausmachen:

- Alle Lebewesen besitzen ein Erbgut.

- Alle Lebewesen geben ihr Erbgut weiter. Sie pflanzen sich fort.

- Lebewesen haben einen Stoffwechsel, d.h. sie nehmen Stoffe aus der Umwelt auf, sie wandeln Stoffe biochemisch um und können neue Stoffe produzieren. Lebewesen wachsen, sie entwickeln sich.

- Lebewesen interagieren mit der Umwelt. Sie besitzen Rezeptoren oder Sinnesorgane mit denen sie auf Reize reagieren können, meist verbunden mit Bewegung.

- Jeder Organismus stellt ein Individuum dar. Die Zelle ist dabei die kleinste lebens- und vermehrungsfähige Einheit.

Roboter - unsere Kinder?

Wenn man etwas erschaffen wollte, das diese Merkmale aufweist, aus was würde es bestehen?

Viele Menschen sehen in Robotern unsere ersten wirklich künstlich erschaffenen Kinder. Die Robotik war noch vor einem halben Jahrhundert das Symbol moderner Technik. Roboter wurden als die Technologie der Zukunft angesehen; sie begeisterten Wissenschaftler und regten die Phantasie von Science-Fiction-Autoren und Filmemachern an. Doch die großen Hoffnungen, die in sie gesetzt wurde, hat die Robotik nicht erfüllen können. Moderne Roboter finden in der Industrie vielfältige Anwendungen und sind sogar auf dem Mars herum gefahren (allerdings ferngesteuert), aber Maschinen, die sinnvoll und autonom auf ihre Umwelt reagieren sind noch immer nicht gebaut worden. Und wie steht es mit der Selbstreproduktion? Roboter können sich noch nicht selbst vervielfältigen, bzw. ihre Konstruktionspläne (die ihr Erbgut darstellen) weitergeben. Ein Roboter, der sich ohne fremde Hilfe selbst vervielfältigen kann, existiert noch nicht. Erste Schritte in diese Richtung wurden allerdings schon getan.

Roboter, die sich selbst verbessern

Dem Computerforscher Jordan Pollack von der Brandeis University im US-Bundesstaat Massachusetts, gelang es, eine künstliche Evolution von Robotern zu erzeugen.

Ausgehend von virtuell vorgegebenen Stangen, Verbindungselementen, einigen Antrieben und Verbindungskabeln, wurde einer speziellen Software das Ziel gesetzt, ein für Vorwärtsbewegung möglichst optimales Robotermodell zu entwickeln. Die Software imitierte dabei die Entwicklungs- und Ausleseprozesse der natürlichen Evolution. Aus den verschiedenen Ansätzen wählte das Programm die am besten geeigneten Modelle aus und erlaubte ihnen, sich »fortzupflanzen«. Schlechtere Entwürfe starben sozusagen aus.

Nach 600 Generationen wurde der Software erlaubt, das erfolgreichste virtuelle Modell anhand einer Maschine, die Computer-Modelle in dreidimensionale Objekte umsetzen konnte, in Wirklichkeit zu bauen, Dabei kamen erstaunliche Konstruktionen heraus, die sich geschickt fortbewegen konnten.

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Ein anderer Kandidat hat die Robotik mittlerweile überrundet. Zwar weist er nicht die physische Präsenz eines Roboters auf, aber durch seine rasende technologische Entwicklung hat er sich zunehmend der höchsten Bastion des uns bekannten Lebens angenähert ? den menschlichen Geist. Doch bislang hat uns der Computer lediglich in Quantität und Geschwindigkeit von rein rechnerischen Abläufen übertrumpft, wenn auch mittlerweile haushoch. Von Bewusstsein ist jedoch (noch) keine Spur in den kleinen grauen Kästen auszumachen.

Starke und schwache KI

Es herrscht ein erbitterter Streit zwischen Erforschern künstlicher Intelligenz (KI), über die Frage, ob es Computern (vorausgesetzt, sie sind nur hinreichend komplex gebaut) überhaupt möglich ist, beim Ausführen dieser Prozesse tatsächlich irgendwann einmal mentale Zustände zu haben. Mit anderen Worten: dass der Computer auch versteht, was er tut (die Position, die dies bejaht wird als "starke KI" bezeichnet). Die Gegenposition geht davon aus, dass Rechner geistige Fähigkeiten lediglich simulieren können ohne diese aber tatsächlich zu besitzen ( "schwache KI").

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Auch wenn Gari Kasparow in jenem denkwürdigen Match gegen den Super-Rechner "Deep Blue" (in dem er sich dem Computer geschlagen geben musste) glaubte, bei der Maschine eine "fremdartige Intelligenz", gar "menschliches Bewusstsein" verspüren zu können - beim heutigen Stand der Technik scheint künstliches Bewusstsein noch unerreichbar.

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