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"Tatort" aus Ludwigshafen Frankensteins Monster - wenn Mediziner Gott spielen

"Tatort" mit Lena Odenthal
Szene aus dem Ludwigshafen-"Tatort": Prof. Bordauer (Sebastian Bezzel) zeigt Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) seinen Operationssaal, in dem ein Roboter ferngesteuerte Operationen durchführen kann.
© SWR/Sabine Hackenberg / ARD
Die Ludwigshafener Kommissarinnen Lena Odenthal und Johanna Stern ermitteln in der Klinik eines Mediziners, der merkwürdige Hirnoperationen durchführt. Der als Wiederholung gezeigte "Tatort" wagt einen Blick in die Zukunft - und die ist düster.
  • 1 von 5 Punkten
  • Rundum misslungener Versuch, einen Krimi mit der Debatte über die moralisch-ethischen Bewertung der modernen Medizin zu verbinden

Worum geht's?

Am Rheinufer wird der leere Rollstuhl von Lukas Pirchner gefunden. Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und Johanna Stern (Lisa Bitter) recherchieren die Hintergründe: Der junge Mann ist seit einem Autounfall in einem frisierten Wagen querschnittsgelähmt und suchte in der Klinik von Prof. Bordauer (Sebastian Bezzel) Hilfe. Der bekannte Hinrforscher wollte ihm mittels Eingriffe ins Gehirn zu neuer Bewegungsfähigkeit verhelfen. Als kurz darauf eine Ärztin der Klinik tot aufgefunden wird, schauen sich die Kommissare das Treiben des Mediziners in seiner Klinik genauer an.

Warum lohnt sich dieser "Tatort"?

Die Folge "Maleficius" wirft einen spannenden Blick auf neue Möglichkeiten, die der medizinische Fortschritt bringen könnte: Demenzerkrankungen wie Alzheimer sollen mittels eingesetzter Platinen verzögert, Depressionen mit elektrischer Hirnstimulation kontrolliert werden. Gleichzeitig führt der Film in eine Denkrichtung ein, die hierzulande (noch) nicht weit verbreitet ist: den Transhumanismus. Der von Sebastian Bezzel verkörperte Hirnforscher Bordauer ist ein leidenschaftlicher Verfechter. Er träumt von der Verbindung des Homo sapiens mit der von ihm geschaffenen künstlichen Intelligenz.

Was stört?

Wie es in der ARD-Krimireihe - leider - üblich ist (Beispiele finden Sie hier und hier), wird fast jede Art von Fortschritt und Zukunftstechnologien mit tiefem Pessimismus gezeichnet. Der Hirnforscher ist hier kein Wissenschaftler, der an der Zukunft der Medizin arbeitet, sondern ein Größenwahnsinniger, der gleich Frankenstein einen neuen Übermenschen heranzüchtet. Bordauer möchte mittels operativer Eingriffe das kriminelle Verhalten von Menschen abstellen und träumt davon, komplette Backups unseres Ichs in der Cloud zu hinterlegen. "Dann sind wir unsterblich", schwadroniert er. Es gäbe tatsächlich viele gute Gründe, die sich gegen weitreichende Eingriffe in das menschliche Gehirn und die technologische Optimierung des Homo sapiens hervorbringen ließen. Dieser "Tatort" übertreibt jedoch gnadenlos und leistet daher keinen Beitrag zu der notwendigen Debatte.

Die Kommissare?

Insbesondere Lena Odenthal verkörpert hier den Widerstand gegen die ganze Denkrichtung des Transhumanismus. Dabei wurden ihr immerhin einige hübsche Zeilen ins Drehbuch geschrieben. Als die Sekretärin des Hirnforschers die Kommissarin unter Verweis auf dessen Bedeutung abwimmeln will, kontert die: "Meine Name ist Odenthal. Ich habe keinen Doktortitel. Ich bin auch nicht sehr gefragt. Aber in der Regel ermittle ich sehr erfolgreich. Mein Fachgebiet ist Mord und Totschlag. Und ich habe jetzt Sprechstunde." Für ihre direkte Art muss man diese Frau einfach mögen.

Ein- oder Ausschalten?

Am Ende dieses Krimis wird es geradezu grotesk, wenn ein Maschine gewordener Mensch durch die Krankenhaus-Flure stapft. Wer einmal herzlich lachen will, kann gerne einschalten.

Die "Tatort"-Folge "Maleficius" wurde erstmals am 8. September 2019 ausgestrahlt. Die ARD wiederholt diesen Fall am Freitag, 1. Juli, um 22.15 Uhr.

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