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Nördlichste Forschungsstation der Welt taut weg
STORY: Dies ist die nördlichste Forschungsstation der Welt. Sie befindet sich hoch über dem Polarkreis in Ny-Alesund, einem kleinen Ort auf der norwegischen Insel Spitzbergen. Dies ist auch der Ort auf der Erde, der sich am schnellsten erwärmt. In einem Wettlauf um die Zeit sammeln Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Daten, um zu verstehen, wie sich das Klima verändert und was diese Veränderungen für die Zukunft des Planeten bedeuten. In Ny-Alesund werden seit über 40 Jahren meteorologische Daten protokolliert. Aber mittlerweile finden die Forscherinnen und Forscher, die Eiskerne untersuchen wollen, von Wasser durchflutete Gletscher vor. Expeditionsleiter Andrea Spolaor gehört zum Team des italienischen Nationalen Forschungsrats. 125 Meter tief wollten sie ins Eis bohren, um zwei zwei Eiskerne aus dem Dovrebreen-Gletscher zu sammeln. "Die Bohrung von Eiskernen in dieser Region ist wichtig, wir müssen sie jetzt machen, weil wir in Zukunft vielleicht keine Gelegenheit mehr dazu haben werden." In nur 25 Metern Tiefe allerdings traf der Bohrer auf eine riesige Wasserblase. Das Team war schockiert. "Wir hatten nicht erwartet, dass so viel Wasser aus dem Gletscher fließt. Das ist ein klares Zeichen dafür, was in dieser Region passiert. Die Temperaturen steigen, die Gletscher leiden." Die Arktis erwärmt sich etwa viermal so schnell wie der Rest der Welt. Die Temperaturen auf Spitzbergen steigen sogar noch schneller - bis zu sieben Mal schneller als der globale Durchschnitt. Durch das zeitigere Tauwetter im Frühjahr verwandelt sich der Winterschnee in Schneematsch, so dass Forschungsteams nicht mehr zu den Gletschern kommen. Die Eisbären in der Gegend werden immer hungriger, da ihr Jagdgebiet, das Meereis, schmilzt. Man sieht sie immer öfter auch in der Nähe der Forschungsstation umherstreifen. Für Ny-Alesund war der Sommer 2022 der wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Sollte der Permafrostboden dort weiter auftauen, ist auch die Forschungsstation selbst nicht mehr stabil. Glaziologe Jacopo Gabrieli: "Wir waren wirklich geschockt, weil wir hier in dieser Höhe nicht mit so viel Wasser gerechnet hatten. Dies ist einer der höchsten Gletscher. Wir sind auch dem Nordpol sehr nahe, wir befinden uns auf 79° Nord. Man kann die Auswirkungen des Klimawandels hier wirklich mit den Händen greifen."