Eine Spritze mit geringen Mengen des Bakteriengifts Botulinumtoxin kann nach Expertenmeinung Schmerzen lindern. Migräne und Rückenschmerzen könnten mit großer Wahrscheinlichkeit durch eine gezielte Behandlung mit dem Gift verringert werden, sagte Prof. Hans Bigalke von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) am Montag in Hannover. Forscher hätten Varianten des Giftstoffes erzeugt, die eine den Opiaten vergleichbare schmerzstillende Wirkung habe - ohne aber süchtig zu machen. »Es laufen zahlreiche Studien, konkrete Ergebnisse auf diesem Gebiet erwarten wir allerdings erst in ein bis zwei Jahren«, sagte Bigalke.
Sehr wirksam, aber auch sehr teuer
Die Muskel lähmende Wirkung des Bakteriengiftes wurde bislang vor allem zur Therapie von neurologischen und Drüsen-Erkrankungen genutzt. Der so genannte Schiefhals und krankhafte Schweißbildung würden seit Jahren erfolgreich mit dem Gift behandelt, hieß es. Es handele sich allerdings um eine lebenslange Behandlung, da Botulinumtoxin nur sechs bis zwölf Monate wirkt. »Die mit 400 Euro pro Injektion recht hohen Kosten müssen im Verhältnis zu der vergleichsweise sehr hohen Wirksamkeit des Medikaments gesehen werden«, sagte Markus Naumann von der Klinik für Neurologie der Universität Würzburg.
Kaum Nebenwirkungen
Die Nebenwirkungen seien gering, nur bei starker Überdosierung könne eine zeitlich begrenzte Muskellähmungen die Folge sein. Das Botulinumtoxin blockiert die Weiterleitung von Nervensignalen zu den Muskeln. Produziert wird das starke Gift von dem weltweit verbreiteten Bodenbakterium Clostridium botulinum. Die Bakterien vermehren sich unter anderem in falsch konservierten Lebensmitteln und können lebensgefährliche Vergiftungen hervorrufen.
Wirkstoff bisher zur Faltenbekämpfung genutzt
Im Schönheitssektor wird Botulinumtoxin (Botox) zur Verhinderung von Faltenbildung eingesetzt. Zugelassen ist das Medikament auf diesem Gebiet allerdings nicht - die Patienten müssen die Kosten selbst tragen. 500 Experten tagen in Hannover noch bis Dienstag zu Anwendungsgebieten und Wirkungsweise von Botulinumtoxin.