WELTRAUMFAHRT Fast wie auf dem Mars

In der Steinwüste Utahs üben Wissenschaftler und Ingenieure für bemannte Expeditionen zum Mars. Mit dabei: einige Deutsche.

Der deutsche Kommandant Björn Grieger öffnet die Luftschleuse und tritt in seinem Raumanzug hinaus in die unwirtliche Wüste. Ein letzter Blick zurück zur Station, dann kämpft er gegen den Sandsturm an und beginnt seinen »Marsspaziergang«. Grieger hat als erster Nicht-Amerikaner das Kommando über ein ungewöhnliches Projekt in der Einsamkeit des amerikanischen Bundesstaates Utah übernommen.

Ernst zu nehmende Teilnehmer

Mitten in der Steinwüste hat die Mars Society, eine Vereinigung von 5.000 Weltraumfans, für eine Millionen Dollar (rund 1,14 Millionen Euro) eine Marsstation aufgebaut, in der »Astronauten« unter realistischen Bedingungen das Leben auf dem Roten Planeten üben können. Dort verbringt ein mehrköpfiges Team abgeschlossen von der Außenwelt jeweils zwei Wochen mit Experimenten. Jeder Bewohner hat einen winzigen Schlafraum, dann gibt es noch einen relativ großen Aufenthaltsraum sowie einen Laborbereich. Dass es sich bei dem Projekt nicht um wirre Fantasien, sondern um ein Ernst zu nehmendes Projekt handelt, beweist allein die Liste der Teilnehmer.

Neben Grieger, einem Physiker des Max-Planck Instituts für Aeronomie in Katlenburg-Lindau, arbeiten zahlreiche weitere Top- Wissenschaftler mit. Darunter sind NASA-Mitarbeiter, Weltraumforscher, Geologen, Geophysiker, Biologen und Architekten.

Ihnen allen gemeinsam ist der Wunsch, die menschliche Erkundung des Roten Planeten voranzutreiben und zu beweisen, dass eine Mission bereits in den kommenden Jahren möglich ist. Die US-Raumfahrtbehörde NASA will dagegen zunächst im Jahr 2015 eine unbemannte Sonde zum Mars schicken, die Bodenproben zurückbringen soll. Erst in den Jahren danach ist eine bemannte Mission angedacht.

Forderung: ein Prozent des NASA-Budgets für Marsexpedition

Viel zu spät findet die Mars Society. Sie will durch ihre Experimente und durch Öffentlichkeitsarbeit die Regierungen in aller Welt dazu bringen, bereits im nächsten Jahrzehnt eine bemannte Mission zu unterstützen. In einer ersten Stufe drängt die Gesellschaft den Kongress, dass die NASA künftig ein Prozent ihres Budgets oder 140 Millionen Dollar für die Entwicklung von Technologien zur menschlichen Erkundung des Mars beiseite legen soll.

Probleme früh erkennen

Für Björn Grieger, der davon träumte, Astronaut zu werden, seit er 1969 im Alter von acht Jahren die Mondlandung sah, ist klar, dass die Mars Society mit ihren relativ geringen Mitteln nur begrenzte Möglichkeiten hat, die Marsforschung voranzutreiben. Doch allein die Forschungsarbeit in der Marsstation in Utah helfe dabei, viele mögliche Probleme früh zu erkennen. So konnte er mit seinem Team bei den Außeneinsätzen in Raumanzügen Werkzeuge testen oder das Sammeln von Gesteinsproben üben. Selbst bei der Entwicklung eines für den Mars angepassten Druckanzugs sei die Mars Society beteiligt.

Seine Erfahrungen in der siloförmigen Marsstation beschreibt Grieger als äußerst positiv, wenn er auch ein wenig unter der eintönigen Küche litt und froh war, als der allgegenwärtige Schinkenspeck endlich ausging. Einige seiner Vorgänger und Kollegen beschwerten sich, dass die Station etwas eng ist, doch Grieger, der am 24. März nach zwei Wochen sein Kommando abgab, um nach Deutschland zurückzukehren, hatte damit keinerlei Probleme.

Größer als ein Hausboot

Die Marsstation sei gar nicht so klein, und dürfe es auch nicht sein, da künftige echte Astronauten ja bis zu zweieinhalb Jahre in so einer Station leben müssten. Grieger erklärte, er habe schon öfters auf einem Hausboot Urlaub gemacht, und da seien die Verhältnisse deutlich beengter.

Thomas Müller, dpa

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