Wälder leiden zunehmend unter den Folgen des Klimawandels. Zuletzt hat Trockenheit auf der ganzen Welt für riesige Brände gesorgt, bei denen hunderte Menschen starben. Nun haben Wissenschaftler ein neues Problem gefunden, welches in Zukunft für Herausforderungen sorgen könnte: Eine Studie hat ergeben, dass Bäume bei steigenden Temperaturen möglicherweise keine Photosynthese mehr betreiben könnten.
Forscher aus mehreren Ländern, darunter USA, Großbritannien, Panama und Australien, haben den Stoffwechsel von Bäumen in Regenwäldern auf mehreren Kontinenten untersucht. Dabei haben sie von Satelliten gemessene Daten herangezogen und zusätzlich selbst die Temperaturen von Blättern in Baumkronen gemessen. Die Ergebnisse der Studie, die im Wissenschaftsmagazin "Nature" veröffentlicht wurden, ergaben eine maximale Temperatur von 46,7 Grad Celsius, bei der Bäume noch zur Photosynthese in der Lage sind. Dabei müsse nicht die Außentemperatur bei diesem Wert liegen, sondern die Oberfläche der Blätter.
Regenwälder sind teilweise schon betroffen
Aktuell würden 0,01 Prozent der Blätter mindestens einmal pro Saison den kritischen Punkt von 46,7 Grad Celsius überschreiten. Dazu schreiben die Wissenschaftler in ihrem Bericht: "Obwohl selten, kann das Auftreten von extremen Temperaturen katastrophale Auswirkungen auf die Physiologie eines Blattes haben und kann als ein Ereignis mit geringer Wahrscheinlichkeit und großen Auswirkungen angesehen werden." Der Wert könne aber in Zukunft auf 1,4 Prozent steigen. Wenn die Temperaturen über längere Zeit stiegen und Blätter nicht mehr in der Lage zur Photosynthese seien, könne das Einfluss auf das gesamte Ökosystem Wald haben, da mit toten Blättern möglicherweise auch ein Baumsterben einhergehen könnte. Dafür reiche es auch aus, wenn nur einzelne Blätter an einem Baum ihre Funktion verlieren. "Es gibt alle möglichen Folgen, wenn man anfängt, Teile des Waldes zu verlieren, sogar Blätter an einzelnen Bäumen", sagte einer der beteiligten Wissenschaftler dem US-Nachrichtensender CNN.
Laut der Studie werden tropische Wälder den kritischen Punkt bei einer Klimaerwärmung von knapp 4 Grad Celsius erreichen. Die Grenze liegt laut der Studie im Bereich der "pessimistischsten Szenarien für den zukünftigen Klimawandel." Zusätzlich könne die Abholzung des Regenwaldes bereits zu schneller steigenden Temperaturen führen, wodurch man davon ausginge, dass jetzt schon die wärmsten Regenwaldregionen kurz vor der kritischen Grenze stünden oder sie bereits überschreiten.
Andere Forscher sehen die Studie durchaus kritisch. Während sich ein Wissenschaftler der Oregon State University gegenüber "CNN" zwar froh darüber zeigte, dass neben dem Einfluss von Trockenheit auf Bäume nun auch die Temperaturen in die Gleichung einbezogen werden, äußerte sich eine Forscherin der Universität Graz kritischer. Sie finde, die Studie zeige durch die geringen Prozentzahlen der Bäume, die bereits von dem Problem betroffen sind, in Kombination mit den hohen notwendigen Temperaturen, eher wie "widerstandsfähig gegenüber dem Klimawandel" die Regenwälder seien.