Vor 100 Jahren begann ein Krieg, der als Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts in die Geschichte einging. Aus einem Streit zwischen Österreich-Ungarn und Serbien entwickelte sich ein Konflikt, in den mehr als 30 Länder involviert waren. Bereits in den Anfangsmonaten des ersten Weltkriegs starben mehr als 250.000 deutsche Soldaten in den Grenzschlachten. Insgesamt forderte der Krieg mehr als 17 Millionen Menschenleben. Im Online-Projekt "Gedächtnis der Nation" erinnern sich vier Menschen, wie sie das Jahr 1914 als Kinder erlebten.
Maria Meissner war erst drei Jahre alt, als ihr Bruder und ihr Vater eingezogen wurden. An die Momente des Abschieds erinnert sie sich dennoch deutlich, und auch an den Schmerz, den er in ihr und ihren Geschwistern auslöste. Ihr damals 17-jähriger Bruder kam nicht wieder zurück. Ihren Vater sah das junge Mädchen in den Kriegsjahren nur ein Mal. Er brachte ihr ein Geschenk mit, das die Alleingelassene wütend stimmte.

"In sechs Wochen sind wir wieder daheim" – das stand auf den Bannern an den Zug-Waggons, die die Soldaten zu ihren Einatzorten brachten. Hans Strese erinnert sich genau an diese Worte. Aus den sechs Wochen wurden vier Jahre, viele kehrten nie wieder nach Hause zurück. Als Achtjähriger erlebte Strese den Aufbruch der Männer in den Krieg. Der damalige Schüler beschreibt den Freudentaumel, der zu Kriegsbeginn noch vorherrschte.

An ein anderes Szenario erinnert sich Fritz Fischer: Für viele Familien war der Ausbruch des Krieges eine Katastrophe. Mütter verloren ihre Söhne, Frauen ihre Ehemänner. Fritz Fischers Vater arbeitete zu diesem Zeitpunkt bei der Eisenbahn - dadurch erlebte sein Sohn, was sich bei den Abschieden an den Gleisen abspielte.

Deutschland war auf einen mehrjährigen Krieg nicht vorbereitet. Bald wurde die Versorgung knapp. Die Männer kämpften an der Front, die Frauen arbeiteten in den Fabriken der Kriegsindustrie. Auf dem Land fehlte es an Arbeitskräften. 1917 sank die Getreideernte auf die Hälfte vom Vorjahr. In den Jahren von 1914 bis 1918 starben mehr als 700.000 Menschen an Unterernährung. Der frühere ZDF-Intendant Karl Holzamer erinnert sich im "Gedächtnis der Nation", wie der Hunger auch die Situation in den Schulen beeinflusste.

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